Es passiert innerhalb von Minuten, lautlos und bereits ab wenigen Zentimetern Wassertiefe: Zum Ferienbeginn warnen steirische Experten für Kindersicherheit vor dem „Horrorszenario Ertrinken“. Ertrinken ist hierzulande die häufigste tödliche Unfallursache bei Kindern unter fünf Jahren, die zweithäufigste bei Kindern zwischen fünf und 14 Jahren. „Jährlich ertrinken in Österreich durchschnittlich drei Kinder. Bei etwa drei weiteren werden aufgrund des Sauerstoffmangels lebenslange, teils schwere Behinderungen die Unfallfolge sein“, sagt Holger Till, Präsident des Vereins Große schützen Kleine und Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz. Rund 40 Kinder müssen nach einem Ertrinkungsunfall stationär behandelt werden. Erst am vergangenen Wochenende kam es in Wien zu einem tragischen Badeunfall, der sechsjährige Bub schwebt weiterhin in Lebensgefahr.

Um Ertrinkungsunfälle zu vermeiden, sollten Erwachsene Kindern am Wasser immer hundert Prozent ihrer Aufmerksamkeit schenken. Außerdem ist es empfehlenswert, Kindern rutschfeste Schuhe und neonfarbene Schwimmkleidung anzuziehen, um sie im Wasser besser sehen zu können. Weitere Tipps finden Sie in der Infobox.

Etwa die Hälfte der Ertrinkungsvorfälle passiert in öffentlichen Bädern, ein Viertel ereignet sich im privaten Garten (Pool, Biotop) und ein weiteres Viertel in Naturgewässern (Seen, Flüsse, Teiche). Die Überlebenschance ist in öffentlichen Bädern mit 93 Prozent am höchsten. „Wesentlich schlechter sieht es im privaten Garten und in Flüssen aus. Das Risiko, dass Ertrinkungsunfälle tödlich enden, ist in Flüssen fünfmal so hoch und im privaten Gartenpool viermal so hoch wie im öffentlichen Schwimmbad“, sagt Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins. Das Durchschnittsalter der Kinder beträgt bei den Ertrinkungsvorfällen im Garten zwei Jahre, im öffentlichen Schwimmbad fünf Jahre und im Naturgewässer sieben Jahre. Insgesamt ist das durchschnittliche Alter der Unfallopfer bei Ertrinkungsunfällen von vier Jahren im Betrachtungszeitraum 2007 bis 2011 kontinuierlich auf sechs Jahre (Betrachtungszeitraum 2017 bis 2021) gestiegen.

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Holger Till, Präsident von Große schützen Kleine
Holger Till, Präsident von Große schützen Kleine © Photo Fechter

Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl dazu: „Die Schwimmkompetenz unserer Kinder ist entscheidend, wenn es darum geht, tödliche Ertrinkungsunfälle zu verhindern. Als Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel müssen wir dafür sorgen, dass jedes Kind so früh wie möglich Schwimmen lernt.“

Auch Kindermediziner Till unterstreicht: „Es ist essenziell, dass Kinder möglichst früh und gut schwimmen lernen. Im und am Wasser sollte ihnen die hundertprozentige Aufmerksamkeit der Erwachsenen geschenkt werden. Ganz wichtig für Eltern und Aufsichtspersonen ist es außerdem, einen Kindernotfallkurs zu besuchen, um im Ernstfall rasch und richtig reagieren zu können.“