Es ist überall. In der Luft, in der Antarktis, in unseren Seen. Und in unserem Körper: Mikroplastik. Kleinste, feinste Kunststoffpartikelchen, die mittlerweile schon im Darm, im Blut, in Muttermilch und auch im Gehirn nachgewiesen wurden. Fünf Gramm dieser Mikro- und Nanoplastikpartikel nehmen wir jede Woche auf. Oder anders gesagt: Wir essen jede Woche eine Kreditkarte.

Doch was bedeutet das? Hat Mikroplastik Auswirkungen auf unsere Gesundheit? Und wie lange bleibt es im Körper? Das seien alles berichtigte Fragen, auf die es noch zu wenige Antworten gäbe, sagt Lukas Kenner im „Ist das gesund“-Podcast der Kleinen Zeitung. Der Pathologe (Med-Uni Wien, Vet-Med Wien) leitet unter anderem das Forschungsprojekt „MicroOne“, das zu ergründen versucht, ob Mikroplastik in unserem Körper Krebserkrankungen fördert. Durchgeführt wird dieses mit dem in Graz ansässigen Unternehmen CBmed.

Tumorzellen ziehen wohl Vorteile aus Mikroplastik

Gemeinsam mit Verena Pichler fand Kenner kürzlich, die Studie wurde im Fachblatt „Chemosphere“ veröffentlicht, konkrete Hinweise, dass Mikroplastik Tumorzellen dabei helfen kann, sich rascher im Körper auszubreiten und so die Bildung von Metastasen unterstützen kann. „Wir konnten zeigen, dass Tumorzellen Plastik aufnehmen können und dass es in den Zellen bleibt – auch nach der Zellteilung. Wir müssen daher annehmen, dass die Zellen das Plastik sehr lange in sich behalten.“ Es liege die Annahme nahe, dass die Plastikpartikel den Tumorzellen irgendeinen Vorteil bringen dürften, sagt der Experte. „Das ist etwas, das uns schon besorgt, weil Tumorzellen könnten Plastik auch wieder abgeben.“

Besonders überrascht hat die Forschenden, wie schnell sich das Mikroplastik im Körper verteilt hat und auch die Blut-Hirn-Schranke überwunden hat. Im Tierversuch bei Mäusen war das Mikroplastik binnen zwei Stunden im Gehirn. „Ich habe mir gedacht, das gibt es eigentlich nicht“, erzählt Kenner. Doch wie viel bleibt am Ende über, wie viele Partikel bleiben wirklich im Körper? Noch wissen man das nicht, so Kenner.

Was man aber weiß, oder wo es zumindest starke Indizien dafür gibt, ist, dass Mikroplastik auch andere Erkrankungen begünstigen kann. „Wir haben diese Erkenntnisse noch nicht publiziert, aber wir konnten nachweisen, dass, wenn wir Plastik aufnehmen, Entzündungen gefördert werden“, sagt Kenner. Das sei durchaus auch besorgniserregend, da chronische Entzündungen für den Körper nicht gut sind. Zudem werden die Partikel mit Alzheimer in Verbindung gebracht. „Es gibt Arbeitsgruppen, die sich damit beschäftigen und auch schon molekularen Mechanismen vorgeschlagen haben, wie das funktionieren könnte“, erzählt Kenner. Bis man aber wirklich sagen könne, Mikroplastik lässt Alzheimer aus, brauche es aber noch weitere Studien. Eine weitere Studie konnte zeigen, dass Mikroplastik in Gefäßen zu einer schlechtern Prognose bei - zum Beispiel - Herzinfarktpatienten führen kann.

Lukas Kenner
Lukas Kenner © MedUni Wien

Wie man gesundheitliche Risiken minimieren kann

Was kann man also tun, um die gesundheitlichen Risiken, die von Mikroplastik ausgehen, minimieren? Kenner rät, so gut es geht, auf Einwegplastik zu verzichten, ebenso, wenn möglich, auf Obst oder Gemüse, das in Plastik verpackt ist. Und gerade auch bei Kosmetikartikel darauf zu achten, dass kein Mikroplastik enthalten ist. Und er verzichtet mittlerweile gänzlich auf Wasser aus Plastikflaschen. „Eine Studie der Columbia University zeigte, dass Hunderttausende Partikel in einer Flasche Mineralwasser enthalten sind. Ich habe immer meine Metallflasche dabei, die ich mit Leitungswasser fülle. Das ist eine einfache Möglichkeit, Plastik zu sparen.“