Bereits seit Jänner werden in Österreich Zecken gesichtet und gemeldet – diese frühe Aktivität liegt an den milden Temperaturen in den Wintermonaten. Damit steigt auch das Risiko für eine Infektion mit den Viren und Bakterien, die von Zecken übertragen werden. In Europa sind Zecken die größten Verbreiter von Krankheiten, weltweit laufen ihnen nur die Mücken diesen Rang ab. Die milden Winter fördern die Zeckenpopulation, mehr Larven überstehen die Wintermonate. Und schon ab Temperaturen von fünf Grad werden Zecken aktiv und machen sich auf Wirtssuche.

Die warmen Frühlingstemperaturen locken in Wiese und Wald: Doch wo lauern die Zecken überhaupt? Und wie entfernt man sie richtig? Dazu gibt es noch immer viel falsches Wissen: Wir klären die gefährlichsten Irrtümer zu den Zecken auf.

1. Zecken fallen von Bäumen

Weder hüpfen Zecken auf ihre Opfer, noch lassen sie sich von Bäumen fallen. Vielmehr leben Zecken in der niedrigen Vegetation: Auf einem Grashalm oder einem Busch sitzend, lassen sie sich von einem vorbeigehenden Tier oder Mensch abstreifen und klammern sich fest. Dann suchen sie einen geeigneten Platz, um zuzustechen und ihre Blutmahlzeit einzunehmen. Da diese Suche bis zu einigen Stunden dauern kann, ist es wichtig, den Körper möglichst schnell nach dem Aufenthalt im Freien abzusuchen – so kann die Zecke vielleicht noch entdeckt werden, bevor sie sticht. Für Kinder, so warnt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages), besteht ein erhöhtes Risiko, denn: Kinder spielen gerne dort, wo Zecken vorkommen: im Gestrüpp, an Waldrändern, im hohen Gras.

2. Zecken gibt es nur im Wald

Mit 95 Prozent Vorkommen ist der Gemeine Holzbock die häufigste Zeckenart in Österreich. Am aktivsten sind diese Zecken im Frühling und Frühsommer und dann wieder im Spätsommer und Frühherbst – in den heißen Sommermonaten geht ihre Aktivität zurück. Am wohlsten fühlt sich der Gemeine Holzbock an Orten mit stabiler Luftfeuchte, also vor allem in Wäldern. Zecken können aber auch in schattigen Wiesen, entlang der Waldränder und auch in Parkanlagen in der Stadt und in Gärten vorkommen. Um sich vor einem Zeckenstick zu schützen, gilt:

  • geschlossene Kleidung (feste Schuhe, lange Hose und Ärmel) tragen
  • Hosenbeine in die Socken stecken
  • helle Kleidung tragen, um die krabbelnde Zecke besser zu sehen
  • Gebüsche, Dickicht und hohes Gras meiden
  • Insektenschutzmittel verwenden

3. Eine Titerbestimmung ist sinnvoll

Wie lange liegt die letzte Impfung gegen FSME zurück? Ich war doch erst vor kurzem, oder? Der Impfpass ist leider nicht auffindbar. Bei Fragen und Problemen wie diesen, denkt man vielleicht: Ich lasse den Titer – also den Antikörperwert im Blut bestimmen –, und entscheide dann, ob ich mir die Zeckenimpfung hole. Das ist aber sinnlos, wie Infektionsexperte Bernhard Haas (LKH-Uniklinik Graz) erklärt: „Es ist sinnlos, vor einer Zeckenimpfung den Titer bestimmen zu lassen! Die Bestimmung der Antikörper gegen FSME gibt keine sichere Auskunft über die Dauer des Schutzes.“ Viel sinnvoller: sich an das Impfschema halten, rechtzeitig auffrischen – und liegt die letzte FSME-Impfung länger als zehn Jahre zurück, sollte man wieder mit der Grundimmunisierung beginnen.

4. Die Impfung schützt vor FSME – und vor Borrelien

Die Zecken sind in Europa die größten Verbreiter von Krankheiten. Dabei ist die Lyme-Borreliose die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit auf der nördlichen Hemisphäre. So sind auch hierzulande mehr als 30 Prozent der Zecken der Gattung gemeiner Holzbock mit Borrelien infiziert. Die Borreliose ist eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), auch Zecken-Enzephalitis genannt, wiederum wird durch das FSME-Virus, das sich im Speichel mancher Zecken befindet, ausgelöst. Obwohl man landläufig von der Zeckenimpfung spricht, schützt die Impfung nur vor der FSME-Erkrankung, nicht aber vor der Borreliose. Da nützen nur vorbeugende Schutzmaßnahmen wie die angepasste Kleidung, der Einsatz von Insektenschutzmitteln und die Zeckenkontrolle während und nach dem Aufenthalt im Freien.

5. Zecken vor dem Entfernen mit Öl beträufeln

Die Experten der Ages warnen: Beim Entfernen der Zecke sollte man die Zecke keinesfalls mit Öl, Wachs, Klebstoff oder anderen Substanzen beträufeln. Damit würde man das Tier reizen, was dazu führen könnte, dass die Zecke seinen Speichel und mit ihm mögliche Infektionserreger abgibt. Generell gilt, eine Zecke so schnell wie möglich zu entfernen, denn: Je länger eine Zecke festgesaugt bleibt, desto höher ist das Infektionsrisiko, vor allem für Borrelien! Daher sei es auch ratsam, bei Wanderungen eine spitze Pinzette dabei zu haben. Wie man eine Zecke richtig entfernt, zeigt diese Infografik.

So entfernen Sie Zecken richtig
So entfernen Sie Zecken richtig © KLZ / Infografik Kleine Zeitung