Mit den Hühnern aufstehen: Wer schon morgens früh um 5 Uhr aus dem Bett steigt, schiebt dieses Verhalten gerne auf die sprichwörtliche „senile Bettflucht“. Dahinter steckt der Glaube, dass Menschen mit fortschreitendem Alter immer weniger Schlaf brauchen würden. Stimmt aber nicht, sagt der Schlafmediziner Michael Saletu, der am LKH Graz II den Bereich Schlafmedizin leitet: „Menschen brauchen im Alter nicht weniger Schlaf, allerdings ändert sich die Schlafstruktur.“
Was Saletu damit meint: Mit dem Alter nimmt das Durchschlafverhalten ab, es ist nicht mehr so einfach, die Nacht durchzuschlafen, man wird nachts öfter wach. Auch die Tiefschlafphasen werden weniger – ab einem gewissen Alter würden Menschen eher „in Etappen schlafen“, sagt Saletu. Das führe dazu, dass ältere Menschen vielleicht einen Mittagsschlaf halten, was wiederum das nächtliche Schlafbedürfnis senkt. Auch tendieren Menschen ab einem gewissen Alter dazu, früher ins Bett zu gehen – dadurch ist man dann auch schon früh am Morgen wieder ausgeschlafen.
Die innere Uhr tickt anders
Erklären lässt sich das auch mit dem zirkadianen Rhythmus: Dieser Rhythmus wird von unseren inneren Uhren vorgegeben und verändert sich im Laufe des Lebens. So sind Jugendliche und junge Erwachsene typischerweise „Nachteulen“: Sie bleiben abends lange wach, tun sich mit frühem Aufstehen aber besonders schwer. Mit zunehmendem Alter verschiebt sich diese innere Uhr allerdings, der Mensch wird eher zum Frühaufsteher, der abends bereits früh müde wird.
Zusammengefasst zeigt sich also: Hinter der sogenannten senilen Bettflucht steckt kein sinkender Schlafbedarf im Alter, sondern vielmehr ein verändertes Schlafverhalten. Der beste Maßstab dafür, ob man ausreichend und erholsam schläft, ist das eigene Befinden: Fühlt man sich am Morgen ausgeschlafen und ist auch tagsüber nicht ständig müde oder energielos, hat man ausreichend geschlafen. Selbst wenn man bereits vor den Hühnern wach war.