Die Impfung gegen Keuchhusten (Pertussis) sollte früher als bisher aufgefrischt werden. Die Immunisierung muss laut österreichischem Impfplan im siebenten bis neunten Lebensjahr wiederholt werden, bevorzugt aber bereits „mit Schuleintritt“. Es gibt bei Pertussis eine „raschere Abnahme des Impfschutzes, als gedacht“, sagte die Medizinerin Ursula Wiedermann-Schmidt am Mittwoch bei der Apothekertagung in Schladming.
Bei Kindern von fünf bis sechs Jahren zeigen sich niedrige Antikörper-Titer, erläuterte Wiedermann-Schmidt. Das bedeutet, dass „Kinder in diesem Alter vor Schuleintritt, aber spätestens mit Schuleintritt, wieder aufgefrischt gehören, nicht erst in der dritten bis vierten Klasse Volksschule“, betonte die Vakzinologin.
Ein bakterielles Sorgenkind
Pertussis sei ein „bakterielles Sorgenkind“, sagte Wiedermann-Schmidt. Die meldepflichtige Infektion beginne mit einem grippeähnlichen Stadium für ein bis zwei Wochen und ist hoch ansteckend. Danach folgen für vier bis sechs Wochen „stakkatoartige Hustenanfälle“ mit zähem Schleim und bis zum Erbrechen. „Säuglinge sind besonders gefährdet, dass es zu Hospitalisierung und Tod kommen kann“, warnte die Medizinerin. Pertussis kann aber auch schwere Verläufe im höheren Alter hervorrufen.
Impfungen gegen Pertussis gibt es seit 1974. Davor habe es ein „massives Problem mit Keuchhusten“ gegeben, erläuterte die Impfexpertin. Allerdings gab es seit 2014 wieder einen kontinuierlichen Anstieg der Fälle, nur unterbrochen durch die Corona-Pandemie. Die Inzidenz von 29 pro 100.000 Personen im Vorjahr „entspricht fast den Zahlen, die wir vor der Impf-Ära gehabt haben“, berichtete Wiedermann-Schmidt.
Fehlender Herdenschutz
Mögliche Ursachen seien nicht nur der frühere Abfall der Antikörper, sondern auch ungenügende Durchimpfungsraten bei Säuglingen bei der mit Diphtherie, Tetanus und Polio kombinierten Immunisierung. Wir sollten 95 Prozent erreichen „und mit der dritten Impfung liegen wir hier im Schnitt der Bundesländer unter 70 Prozent“, berichtete Wiedermann-Schmidt. Nach einer Umstellung der Impfstoffe verhindern diese zudem nicht mehr, dass sich Erreger im Rachenraum ansiedeln. Die Infektion könne trotz Impfschutz weitergegeben werden, der Herdenschutz fehle.
Weiters sollte die Impfung Pertussis im zweiten bis dritten Drittel einer Schwangerschaft aufgefrischt werden, um auch das Kind nach der Geburt zu schützen. „Der Antikörperschutz fehlt bei 74 Prozent der Schwangeren“, betonte Wiedermann-Schmidt. Es handelt sich um eine sichere Impfung in der Schwangerschaft mit einer Empfehlung vom Nationalem Impfgremium, versicherte die Medizinerin.