Die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich haben 66 Kekse, deren Aufmachung sie als Produkte für Babys und Kinder kenntlich macht, untersucht. Fazit: Etliche sind Zuckerfallen, auf die Altersempfehlungen ist kein Verlass. Die Verbraucherschützer raten Eltern, Werbebotschaften und Zutatenlisten kritisch zu prüfen und fordern eine Lebensmittelkennzeichnung auf der Produktvorderseite, „die auch ohne Ernährungsexpertise schnell und leicht verständlich ist“.
Zugesetzter Zucker kann die frühkindliche Geschmacksprägung negativ beeinflussen und im späteren Leben ernährungsbedingte Erkrankungen und Übergewicht nach sich ziehen. Bei Kindern unter einem Jahr sollte man generell darauf verzichten, raten Experten. Kinder sollten erst so spät wie möglich mit Haushaltszucker konfrontiert werden, Süßigkeiten etwas Besonderes sein. Diesen Empfehlungen nachzukommen ist angesichts der Supermarktregale, die voll sind mit Naschereien, die mit bunten Verpackungen und süßen Tiermotiven speziell Kinder adressieren, schwierig.
Ein Keks, 20 Prozent Zucker
Die AK-Konsumentenschützer haben Kekse aus diversen Supermärkten vom Diskonter bis zum Biomarkt sowie aus Drogerieketten unter die Lupe genommen. Zwölf der getesteten Backwerke werden von den Herstellern explizit für Kinder unter einem Jahr beworben. Trotz gegenteiliger Empfehlung war bei drei Produkten klassischer Haushaltszucker zugesetzt, in den restlichen Keksen versteckte sich freier Zucker in Form von Saftkonzentraten oder Reissirup. Eine Kekssorte enthielt sogar über 20 Prozent Zucker - mehr als herkömmliche Butterkekse. Drei Proben beinhalteten zudem Aromastoffe, die in Babykost ebenfalls nichts zu suchen haben sollten.
Kinder zwischen einem und drei Jahren dürfen laut WHO-Empfehlung bis zu 30 Gramm freien Zucker pro Tag aufnehmen, Vier- bis Sechsjährige etwa 35 Gramm. Sieben der getesteten Produkte, die für Kleinkinder ab zwölf bzw. 15 Monate ausgelobt waren, beinhalten laut Testern zwischen knapp zehn und 16 Prozent Zucker. Zehn speziell für Drei- bis Vierjährige konzipierte Produkte bestehen zu 13 Prozent bis etwa einem Drittel aus Zucker. 37 weitere, deren Aufmachung sich zwar an Kinder richtet, aber keine Altersempfehlung ausweist, enthielten zwischen „akzeptablen“ 13 und „bedenklichen“ 39 Prozent. Konsumieren Vier- bis Sechsjährige eine Portion der süßesten Varianten, nehmen sie damit mehr als ein Viertel der maximal empfohlenen Zuckermenge auf, rechnen die Konsumentenschützer vor.
Auch der Preis schützt nicht vor Zucker
Die Preisspanne der getesteten Kekse lag zwischen 69 Cent und 5,63 Euro pro 100 Gramm. Der Griff zu einem hochpreisigen Produkt nützt in Sachen Zucker wenig, wie ein Blick in die Detailauswertung zeigt. Vielmehr wiesen einige der besonders teuren Kekse sogar einen besonders hohen Zuckergehalt auf.
Für die Konsumierenden ist es schwierig, sich zu orientieren, der Teufel steckt im Detail: Angaben wie „ohne Zuckerzusatz“ seien zwar gesetzlich geregelt, bedeuten aber lediglich, dass keine Mono- sowie Disaccharide (etwa Frucht- oder Haushaltszucker) oder süßende Zutaten wie etwa Fruchtsirup oder Honig zugesetzt wurden. Da die Hersteller oft Alternativen wie Fruchtsaftkonzentrate, Dattelpaste oder Trockenobst verwenden, können die Produkte trotzdem sehr viel Zucker enthalten. Die Verbraucherschützer raten daher, einen Blick auf die Nährwerttabelle zu werfen. Dort werde der Gesamtgehalt an natürlich enthaltenem sowie zugesetztem Zucker angegeben.