Eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) erhöht nicht nur das Krebsrisiko, sondern bei Frauen auch die Gefahr, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Das ist das Ergebnis einer großen Studie in Südkorea, die am Mittwoch im Medizin-Fachblatt „European Heart Journal“ veröffentlicht wurde. Demnach haben Frauen ein viermal höheres Risiko, einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erliegen, wenn sie eine Infektion mit einem Hochrisikostamm von HPV haben.
Etwa 80 Prozent aller Frauen und Männer infizieren sich im Lauf ihres Lebens mit HPV. Hochrisikostämme versuchen vor allem Gebärmutterhalskrebs. HPV kann aber auch Scheiden-, Vulva-, Anal- und Peniskrebs oder Mund-Rachen-Krebs auslösen und zu lästigen Genitalwarzen führen. Frühere Untersuchungen ergaben, dass HPV möglicherweise auch zur Bildung gefährlicher Ablagerungen in Arterien beiträgt. Nun zeigt erstmals eine Studie einen Zusammenhang zwischen einer Hochrisiko-HPV-Infektion und Todesfällen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
An der wissenschaftlichen Erhebung der Sungkyunkwan University School of Medicine in Seoul nahmen 163.250 koreanische Frauen jungen oder mittleren Alters teil, die zu Beginn der Studie keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten. Sie wurden verschiedenen Vorsorgeuntersuchungen unterzogen, darunter einem Screening auf 13 Hochrisiko-HPV-Stämme. Im Schnitt achteinhalb Jahre lang kamen die Frauen alle ein bis zwei Jahre zu Gesundheitsuntersuchungen wieder.
Risiko für Schlaganfall und verstopfte Arterien erhöht
Als Gruppe relativ junger, gesunder Frauen war ihr Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, allgemein gering. Aber: Unter Berücksichtigung anderer Faktoren, von denen bekannt ist, dass sie die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen (Rauchen, hoher Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, Diabetes), hatten jene Frauen mit Hochrisiko-HPV ein 3,91-mal höheres Risiko für verstopfte Arterien, ein 3,74-mal höheres Risiko, an einer Herzerkrankung zu sterben, und ein 5,86-mal höheres Risiko, an einem Schlaganfall zu sterben, im Vergleich zu Frauen, die keine Hochrisiko-HPV-Infektion haben. Bei gleichzeitiger Fettleibigkeit waren die Risiken noch höher.
„Wir wissen, dass Entzündungen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen und Virusinfektionen potenzielle Auslöser von Entzündungen sind“, erläuterte einer der Studienleiter, Hae Suk Cheong. Es beginne sich zu zeigen, dass dieses Virus auch im Blutkreislauf gefunden werden kann. Die Studie unterstreiche die Bedeutung einer umfassenden Versorgung von Patientinnen mit Hochrisiko-HPV. Ärzte sollten deren kardiovaskuläre Gesundheit überwachen, insbesondere bei Patienten mit Fettleibigkeit oder anderen Risikofaktoren.
Weitere Untersuchungen notwendig
Laut den Forschenden sind weitere Untersuchungen erforderlich, um herauszufinden, ob eine Hochrisiko-HPV-Infektion ähnliche Auswirkungen auf Männer hat, und um festzustellen, ob der HPV-Impfstoff Todesfälle durch Herzerkrankungen verhindern kann. Dann könnte eine Erhöhung der HPV-Impfraten neben dem Kampf gegen Krebs auch eine wichtige Strategie zur Reduzierung langfristiger kardiovaskulärer Risiken sein.