Feiern und Völlern – beides ist untrennbar miteinander verbunden, gerade zur Weihnachtszeit. Man muss dem Genuss nicht gänzlich abschwören, um heil durch die heilige Zeit zu kommen, doch der Körper dankt es, wenn man dem Genuss in Maßen frönt.

Beginnen wir mit dem, was das Weihnachtsfest an Positivem bereithalten: „Die Feiertage bringen die Menschen zusammen an einen Tisch, man isst gut und man isst in entspannter Atmosphäre“, sagt Ernährungsexpertin Sandra Holasek. Eine Pause vom ungesunden Alltagsstress, in dem es oft keine gemeinsamen Mahlzeiten mehr gibt, manchmal überhaupt keine geregelte Essensaufnahme, sondern nur Snacks zwischendurch. „Die Mahlzeiten als gemeinsam verbrachte Zeit erleben, sich wiederzufinden, gerade in Zeiten multipler Krisen, da kann man auch etwas mitnehmen fürs ganze Jahr“, sagt Holasek.

Ernährungsexperten warnen davor, nur vor den Gefahren des Genusses zu warnen, den Menschen diesen Genuss zu verleiden. Hermann Toplak, Facharzt für Innere Medizin: „Ich bringe meinen Patientinnen und Patienten nicht bei, was sie essen müssen oder nicht essen dürfen, sondern wie sie Situationen erzeugen, wo es ihnen nicht passiert, dass sie zu viel essen.“

Vor dem Essen die Ruhe

Sein wichtigster Tipp: „Zur Ruhe kommen vor dem Essen, nicht gleich nach dem Heimkommen zum Kühlschrank stürmen.“ Jeder Mensch ticke anders – die einen nehmen sich nach der Therapie vor, spazieren zu gehen, bevor sie sich an den Tisch setzen, die anderen hören Musik, „eine Patientin ist zum Entspannen zwischendurch stricken gegangen“.

Nicht hastig essen, nicht unkontrolliert in sich hineinstopfen, keine kalorienreichen Zwischenmahlzeiten wie Burger, Würstel oder Kebab – damit sei schon viel erreicht. Tollen Fisch, hochwertiges Fleisch als geschmackvolles Festmahl – ohne Vor- und Nachspeise und mit einer mäßigen Anzahl von Keksen. Ja, die Kekse. Möglichst viele Sorten, das ist die Devise für viele. „Ganz falsch“, sagt Toplak. Lieber wenige Sorten, denn: „Wer kann schon aufhören nach zwei oder drei Keksen, wenn 15 Sorten auf dem Teller liegen?“

Die Kraft des Lebkuchens

Das Überleben in dunklen Tagen bestimmte den Speiseplan früherer Tage, mit vielen süßen und fetten Speisen. Auch die Mehlspeisen passten in den Plan als haltbare Energieressource, die man zum Teil Monate lagern konnte. „Es ist gut, die alten Rezepturen wieder hervorzuholen“, sagt Holasek. Am Beispiel Lebkuchen: eine Art „Brotkuchen“, der länger gekaut werden muss und besser sättigt, der aber auch mit vielen Gewürzen angereichert ist, Koriander, Muskat, Anis etwa, die im Gehirn Dopamin freisetzen, den Botenstoff des Belohnungssystems, das Motivation und Antriebskraft stimuliert. Honig statt Zucker, Roggenmehl statt weißem Mehl, dazu Nüsse als Lieferanten von Mineralstoffen und Omega-3-Fettsäuren – wer könnte sich dem Genuss angesichts der Lobeshymnen der Ernährungsexpertin verwehren?

Lebkuchen also und Früchtebrot, „wegen der Ballaststoffe“, jedenfalls aber: „Nie zu viel auf einmal.“ Der Spruch „einmal ist keinmal“ stimme nicht, warnt Holasek. Jede Form von „Binge-Eating“, von Fressanfall, habe direkte Auswirkungen aufs Gefäßsystem durch den plötzlichen Schub von Fettpartikeln und durch den hohen Zucker aufs Verdauungssystem wegen der abrupten Belastung.

Dazwischen: Die Pause

Die wichtigste Regel: der Ausgleich, die Pause. Ob Intervallfasten (zwölf Stunden Esspause im 24-Stunden-Zyklus), ob Fastentage zwischendurch – „jede Stunde, in der der Körper eine Regeneration angeboten bekommt, ist ein Gewinn, auch während der kommenden Festtage“.

Und Bewegung. „Jeder Schritt zählt und fördert die Darmaktivität.“ Ganz wichtig übrigens auch der Kaffee (statt dem Schnapserl) nach dem Essen, weil auch er die Darmbewegung fördert. Apropos Kaffee: Von den Getränken war noch gar nicht die Rede, und die sind mindestens ebenso wichtig wie das Essen. Viel Wasser – Säfte und Alkohol am besten immer nur zum Essen dazu.