Zwar bewegen sich die Covid-Infektionszahlen weiter auf hohem Niveau, doch das antivirale Medikament Paxlovid ist weiterhin Mangelware. Das Büro von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) betonte dazu auf Anfrage der Austria Presse Agentur, der Pharma-Großhandel arbeite mit Hochdruck daran, Paxlovid – wie von Rauch am Samstag versprochen – im Lauf des Montags wieder flächendeckend in den Apotheken verfügbar zu machen. Für eine Neuverteilung hatten die Apotheken Überschüsse an den Großhandel retourniert.

Parallel werden Vorräte aus Spitälern für die Apotheken verfügbar gemacht, hieß es aus dem Ministerium. Zudem solle in den kommenden ein bis zwei Wochen eine neue Lieferung in Österreich eintreffen. Der Hersteller habe zudem einen Antrag zur Aufnahme von Paxlovid in den Erstattungskodex der Sozialversicherung ab Februar 2024 gestellt. Damit sollte Paxlovid auf Rechnung der Sozialversicherungsträger verschreibbar bleiben.

Nur eine Packung pro Apotheke?

Nun dürfe auf Anordnung Rauchs jede Apotheke nur eine Packung Paxlovid lagernd haben, hatte die Ärztekammer Wien Montagmittag in einer Aussendung kritisiert. Das bedeute, dass in der Millionenstadt Wien nur 300 Packungen vorrätig sind. „Das ist eine Täuschung der Patientinnen und Patienten und völlig verantwortungslos“, betonte Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Ärztekammer für Wien, die selbst eine Kassenpraxis in Wien führt. Es handle sich aktuell um die größte Coronawelle, die das Land jemals gesehen hat, verwies die Hausärztin auf Spitzenwerte im Abwassermonitoring. Mit Paxlovid gäbe es ein wirksames Medikament zur Verhinderung schwerer Covid-Krankheitsverläufe, vor allem bei Risikopersonen.

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In der Apotheke am Naschmarkt in Wien-Mariahilf war Paxlovid am Montagvormittag nicht lieferbar, ergab ein APA-Lokalaugenschein. Zunächst habe es geheißen, in ein paar Tagen komme eine Lieferung, aber das verschiebe sich ständig, wurde erläutert. Die Apotheken seien aufgefordert worden, nur noch eine Packung lagernd zu haben und den restlichen Überschuss zur Neuverteilung an den Medikamenten-Großhandel zurückzuschicken. Auch bei Antibiotika, die genauso wichtig wären, gibt es demnach Lieferengpässe.

„Es kommt zu Engpässen, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. So auch in diesem Fall bei Paxlovid“, hieß es am Montag bei der Österreichischen Apothekerkammer. „Ein regional unterschiedliches Infektionsgeschehen und eine unterschiedliche ärztliche Verschreibungspraxis haben zu größeren regionalen Engpässen geführt. Umso wichtiger ist es, dass der Bund neue Lieferungen versprochen hat und wir hoffentlich in den kommenden Wochen neue Ware in den Apotheken erwarten können.“

Zu wenig Grippeimpfstoff

Neuerliche Kritik der Ärztekammer gab es auch an ähnlichen Problemen bei der Verteilung der Grippe-Impfung. Der Impfstoff sollte diese Saison erstmals vergünstigt um die Rezeptgebühr in Arztpraxen erhältlich sein, ist aber ebenfalls stellenweise vergriffen, sodass Impfwillige ihn teurer in der Apotheke kaufen. „Es ist völlig inakzeptabel, dass in Wien auch weiterhin große Versorgungslücken aufgrund der mangelhaften Logistik beim Influenzaimpfstoff auftreten. Grund dafür ist das Datenchaos, für das der Minister allein die volle Verantwortung trägt“, betonte Kamaleyan-Schmied, die kostenlose PCR-Tests für Ordinationen forderte.