Was bringt unsere Haut zum Jucken? Bei manchen reicht schon der Gedanke an Kopfläuse und sie haben das plötzliche Verlangen, sich am Kopf zu kratzen. Forschende der Harvard Medical School haben sich auf die Suche nach den biologischen Mechanismen, die den Juckreiz verursachen, gemacht.
Und sie haben Staphylococcus aureus gefunden, ein Bakterium, das „wir alle bis zu einem gewissen Grad auf unserer Haut haben, aber das von unserer Hautmikroflora in Schach gehalten wird“, erklärt Franz Legat vom Universitätsklinikum für Dermatologie und Venerologie in Graz.
Im Detail konnten die Forschenden anhand von Versuchen an Mäusen zeigen, dass das Bakterium Staphylococcus aureus auf der Haut eine Kaskade in Gang setzen kann, die schlussendlich zu Juckreiz führt: Ein von Staphylococcus aureus freigesetztes Enzym, eine Protease, aktiviert einen bestimmten Rezeptor (PAR1) an Hautnerven und löst so Jucken aus. Spannend war auch, dass die Mäuse nicht nur Juckreiz entwickelten, sondern auch zunehmend hypersensitiv mit Juckreiz auf Dinge reagierten, die normalerweise keinen Juckreiz auslösen würden (z. B. Berührung).
Juckreiz: Die Erklärung im Video
„Das ist eine interessante Arbeit. Die Erkenntnis ist aber nur ein Teilaspekt, denn Juckreiz kann viele unterschiedliche Auslöser haben“, sagt Legat. Er sieht die Bedeutung dieser Arbeit vor allem in Bezug auf Neurodermitis (atopische Dermatitis). Denn bei dieser Erkrankung ist das Hautmikrobiom gestört. „Vor einem Schub bzw. vor einer Verschlechterung der Neurodermitis kommt es oft zu einer Veränderung des Hautmikrobioms, wodurch sich Staphylococcus aureus vermehren kann“, erklärt Legat. Die Folge ist eine juckende Hautentzündung und durch Verletzungen, die durch das Kratzen verursacht werden, kann das Bakterium auch tiefer in die Hautschichten vordringen und die Hautentzündung weiter verstärken.
Neuer Therapieansatz?
Weil das PAR1-Protein auch eine Rolle bei der Blutgerinnung spielt, haben die Forschenden versucht, mit einem gerinnungshemmenden Medikament vorzugehen. Mithilfe dessen konnten das Protein blockiert und die Juckreiz-Symptome bei den Mäusen gelindert werden. Es könnten also neue Medikamente zum Beispiel in Cremes aus dieser Forschung hervorgehen. „Neurodermitis wird derzeit noch immer meist mit Cortisoncremes behandelt. Auch wenn sie gut wirken und sich für den kurzfristigen Einsatz sehr gut eignen, sind sie aber keine Dauertherapie. Wenn wir aber etwas hätten, dass den Juckreiz bekämpft, wäre das eine gute Alternative, um bei Menschen mit atopischer Dermatitis/Neurodermitis das belastendste Symptom zu beseitigen: den Juckreiz.“