Dass der Welt-COPD-Tag im November stattfindet, ist kein Zufall: Der November ist für Menschen mit dieser chronischen Lungenerkrankung besonders gefährlich. „Nach einer stabilen Phase mit Sonnenschein und Wärme wird es im November feucht und kalt – die Witterung, bei der sich Erkältungsviren besonders gut vermehren“, erklärt Horst Olschewski, Leiter der Abteilung für Lungenkrankheiten am LKH-Uniklinikum Graz. Solche Viren führen bei gesunden Menschen zu Husten, Schnupfen, Heiserkeit – bei Lungenkranken aber können solche Infektionen dazu führen, dass sich die Funktion der Lunge noch weiter verschlechtert (medizinisch: Exazerbation). „COPD-Patienten lernen, mit ihrer Erkrankungen zu leben, der Körper stellt sich auf die Atemeinschränkungen ein – kommt nun aber ein Virus dazu, gerät dieses labile Gleichgewicht aus der Balance“, sagt Olschewski – die schlimmste Folge: ein Lungenversagen.

Der Schutz vor Infektionen ist für Lungenpatienten daher in der kalten Jahreszeit besonders wichtig – manche Patientinnen und Patienten bekommen über den Winter auch eine dauerhafte Antibiotikatherapie. „Damit können wir verhindern, dass sich bakterielle Superinfektionen in der Lunge einnisten“, erklärt Olschewski.  

Horst Olschewski, Leiter der Abteilung für Lungenkrankheiten am LKH-Uniklinikum Graz
Horst Olschewski, Leiter der Abteilung für Lungenkrankheiten am LKH-Uniklinikum Graz © Nicolas Galani

Hauptursache: Rauchen

Rauchen ist die häufigste Ursache für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD. Zwischen 400.000 und 800.000 Menschen leiden in Österreich an dieser Krankheit – dennoch ist das Wissen in der Bevölkerung darüber weiterhin gering. Das Problem: Die sich langsam entwickelnden Symptome wie Husten oder Auswurf werden oft bagatellisiert, also nicht ernst genommen. „Die Schäden in der Lunge sammeln sich über die Rauchjahre an und wirken lange Zeit nach“, sagt Olschewski.

COPD ist die dritthäufigste Todesursache weltweit – wann sich der Rückgang im Tabakkonsum, den Experten seit den 1980er-Jahren beobachten, auf die Häufigkeit der COPD durchschlagen wird, könne man heute noch nicht sagen, erklärt Olschewski. Anders ist das beim Lungenkrebs: „Hier sehen wir schon seit über 20 Jahren, dass die Sterblichkeit durch Lungenkrebs beim Mann sinkt“, sagt der Lungenexperte.

Erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen

Infekte sind nicht die einzigen Begleiterkrankungen, die für COPD-Patienten gefährlich sein können: Aktuelle Studien zeigen, dass COPD-Patienten ein deutlich höheres Risiko haben, Herzerkrankungen zu entwickeln. Dazu zählen Erkrankung der Herzkranzgefäße, Herzinfarkt, Rhythmusstörungen und Herzinsuffizienz, häufig in Kombination mit Bluthochdruck. Aber auch Osteoporose und Depressionen sind häufige Begleitkrankheiten. Außerdem entwickeln diese Patienten deutlich häufiger Lungenkrebs als Menschen ohne COPD. Daher sei es wichtig, bei COPD-Patienten auch immer die Begleiterkrankungen im Auge zu behalten, unterstreicht Olschewski.