Nikotinbeutel werden – vor allem bei jungen Menschen – immer beliebter. Zahlen aus 2020 zeigen, ein Prozent der weiblichen Bevölkerung sowie drei Prozent der männlichen Bevölkerung in Österreich konsumieren die kleinen, mit Nikotin angereicherten Säckchen täglich bzw. fast täglich. "Da diese Daten schon etwas älter sind, vermuten wir, dass die tatsächlichen Zahlen höher sind", sagt Waltraud Posch von Vivid, der Fachstelle für Suchtprävention.
Bei Nikotinbeutel handelt es sich um kleine Päckchen, die zwischen Lippe und Zahnfleisch geklemmt werden. Sie enthalten Nikotin, aber keinen Tabak, und sollten nicht mit Snus verwechselt werden. Diese enthalten auch Nikotin, das Trägermedium ist hier aber Tabak. Sie dürfen innerhalb der EU, mit Ausnahme Schwedens, nicht verkauft werden.
Nikotingehalt nicht geregelt
Nun hat die FPÖ Salzburg einen Vorstoß gewagt, man möchte ein Verbot des Verkaufs von Nikotinbeuteln an Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr durchsetzen. Posch bewertet den Gesetzesvorschlag als sinnvoll. "Aber nur beim Jugendschutz anzusetzen, ist zu wenig", sagt die Expertin. "Wir brauchen auch ein Verbot von Werbung und Sponsoring, eine höhere Besteuerung sowie eine Produktregulierung."
Denn Nikotinbeutel sind das einzige Nikotinprodukt, das nicht vom österreichischen Tabak- und Nichtraucherinnen- und Nichtraucherschutzgesetz (TNRSG) erfasst wird. Das bedeutet, für die Konsumentinnen und Konsumenten ist die Nikotindosis nicht nachvollziehbar, auch andere Inhaltsstoffe müssen nicht so deklariert werden wie jene von anderen Tabak- und Nikotinprodukten. Und der Nikotingehalt variiert von Produkt zu Produkt erheblich. "Eine Studie zeigte zuletzt, dass bei 44 Produkten der Nikotingehalt zwischen 1,6 und 47,5 Milligramm variiert", erklärt Posch. Zum Vergleich: In einer Zigarette sind zwischen 7 und 13 Milligramm Nikotin enthalten.
Zur Rauchentwöhnung nicht geeignet
Beworben werden die "Nic-Bags" als Lifestyleprodukt, Aromen werden beigesetzt, um den Konsum zu erleichtern. Aufgrund des hohen Nikotingehalts eignen sie sich nicht als Rauchentwöhnungshilfe, wie oft angenommen wird. "Nikotinbeutel sind ein Suchtmittel", sagt Posch ganz klar.
Vermehrt käme es auch zu Nikotinvergiftungen, erzählt die Expertin. Unter anderem auch deswegen, weil sich Konsumenten zwei bzw. mehrere Beutel gleichzeitig unter die Lippen klemmen würden. "Das hören wir immer wieder von Lehrpersonal."
Eine bundesweite Regelung ist momentan noch nicht in Sicht. Einen entsprechenden Gesetzesvorschlag aus dem Gesundheitsministerium gibt es seit dem Sommer 2022, aktuell liegt dieser beim Koalitionspartner der Grünen, der ÖVP. Posch hofft auf eine rasche Einigung: "Wir brauchen endlich eine strengere Regulierung dieser Suchtmittel."