Die Europäische Gesellschaft für Bluthochdruck (medizinisch: Hypertonie) hat neue Empfehlungen für die Behandlung von zu hohen Blutdruckwerten herausgegeben. Die wichtigste Neuerung dabei: Patienten unter 65 Jahren wird nun empfohlen, Werte von unter 130/80 zu erreichen. Für Kardiologin Sabine Perl hat auch der Stellenwert der Blutdruckmessung zu Hause stark zugenommen: "Viele Menschen leiden am sogenannten Weißkittelsyndrom, das heißt, sie haben vor Aufregung beim Arzt einen höheren Blutdruck." Werde zu Hause richtig gemessen, sind diese Werte für die behandelnde Ärztin, den behandelnden Arzt sehr bedeutsam. Als goldener Standard für eine Blutdruckdiagnose gelte aber weiterhin die 24-Stunden-Messung.
Bluthochdruck: Diese Grenzwerte sind wichtig zu kennen
Optimal ist ein Blutdruck von weniger als 120 mmHg systolisch (oberer Wert) und weniger als 80 mmHg diastolisch (unterer Wert).
- Normal: 120 bis 129 und 80 bis 84 mmHg
- Hochnormal: 130 bis 139 und 85 bis 89 mmHg
- Bluthochdruck 1. Grades: 140 bis 159 und 85 bis 89 mmHg
- Bluthochdruck 2. Grades: 160 bis 179 und/oder 100 bis 109 mmHg
- Bluthochdruck 3. Grades: mehr als 180 mmHg und/oder mehr als 110 mmHg (diastolisch)
Wie man den Blutdruck richtig misst
Ab 40 Jahren sollte jeder regelmäßig seinen Blutdruck messen! Perl: "Zumindest einmal pro Jahr – wenn man zum Beispiel ein familiäres Risiko hat, sollte man ein Messgerät zu Hause haben." Auch bei Jugendlichen sei die Blutdruckkontrolle schon wichtig, da immer mehr junge Menschen übergewichtig sind.
Die wichtigste neue Empfehlung
Wenn der erste Zielwert von 140/90 bei Bluthochdruck-Patienten erreicht wurde, sollte bei Menschen bis 64 Jahre möglichst ein Blutdruckwert von unter 130/80 erreicht werden. Bei Bluthochdruck-Patienten zwischen 65 und 79 Jahren soll ein Wert unter 140/80 erreicht werden. 60 Prozent aller blutdruckbedingten Folgeschäden wie Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall und Nierenschäden könnten verhindert werden, hätten alle Erwachsenen Werte unter 140/90.
Medikamente: Wann behandeln?
Eine medikamentöse Behandlung sollte zumindest ab Werten von 140/90 beginnen. Bei Patienten ab 80 Jahren sollte damit ab 160 systolisch gestartet werden. Bei 60 Prozent der Patienten können die Zielwerte mit zwei kombinierten Medikamenten erreicht werden, mit einer Dreifachkombination schaffen es 90 Prozent.
Die Therapie(un)treue
"Wir haben ein Riesenproblem bei der Therapietreue", sagt Perl. Bis zu 60 Prozent der Patienten nehmen ihre Blutdruckmedikamente nicht so ein, wie sie sollten. Der Irrglaube: Ich spüre keine Beschwerden, ich brauche keine Tabletten. "Bluthochdruck spürt man nicht – bis es zum Schlaganfall oder Herzinfarkt kommt", sagt Perl. Daher müssen Blutdruckmedikamente dauerhaft genommen werden.
Bewegung zählt
Mit einem gesunden Lebensstil lässt sich ein erhöhter Blutdruck senken. Dazu gehören: Gewicht abnehmen, nicht rauchen, salzarm essen, regelmäßige Bewegung. "Es ist egal, welcher Sport. Es soll etwas sein, das man gerne und daher regelmäßig macht", sagt Perl. Bei einem gut eingestellten Blutdruck ist jeder Sport erlaubt, bei Bluthochdruck sei maximale Anstrengung wie z. B. beim Tennis nicht empfohlen.