Wie verändert Cannabis-Konsum das Gehirn von Jugendlichen – und welcher Zusammenhang besteht zwischen psychischen Erkrankungen und dem Kiffen in der Jugend? Diese Fragen beschäftigen die Forschung schon lange, nun gibt es neue Erkenntnisse aus Dänemark: Bis zu 30 Prozent der Schizophrenie-Fälle bei jungen Männern gehen demnach auf einen problematischen Konsum von Cannabis zurück, sagen Fachleute der Universität Kopenhagen.
Ein problematischer Cannabis-Konsum zeigt sich durch hohen Konsum, ein starkes Verlangen nach dem Suchtmittel und das Vernachlässigen sozialer Aktivitäten oder des Berufes.
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Allerdings schränkten die dänischen Forscher auch ein, dass nicht ganz klar ist, was zuerst besteht: die Schizophrenie oder die Cannabis-Abhängigkeit? Die Beziehung zwischen der psychischen Erkrankung und dem Kiffen könnte wechselseitig sein. Das unterstreicht auch Kinder- und Jugendpsychiater Wolfgang Wladika vom Klinikum Klagenfurt: "Menschen mit psychischen Erkrankungen neigen dazu, mehr Suchtmittel zu konsumieren."
Im jugendlichen Gehirn passieren enorm viele Umbauarbeiten, daher sei das Gehirn in der Jugend besonders empfindlich gegenüber schädlichen Substanzen wie Alkohol und Drogen. Cannabis ist dabei die von österreichischen Jugendlichen am häufigsten konsumierte, illegalisierte Droge: Etwa 30 Prozent aller europäischen Jugendlichen konsumieren zumindest gelegentlich Cannabis. "Je jünger die Jugendlichen, je höher die THC-Konzentration im Cannabis, desto größer ist das Risiko, dass es zur Entwicklung einer Psychose kommt", sagt Wladika.
Cannabis habe das Potenzial, vorübergehend Psychosen auszulösen, sagt Psychiaterin Ana Weidenauer von der MedUni Wien – das könne auch bei sonst gesunden Menschen passieren, die durchs Kiffen plötzlich Stimmen hören. Aber: Der Zusammenhang zwischen Cannabis und der Erkrankung Schizophrenie ist weit komplexer.
Ein Faktor von vielen
"Besteht eine Neigung für eine Schizophrenie, dann kann jeder Stressor der Auslöser sein", sagt Weidenauer – ein solcher Stressor könne hoher Cannabis-Konsum genauso sein wie ein Jobverlust oder eine andere psychosoziale Belastung. "Es ist aber wohl nicht so, dass Kiffen schizophren macht", erklärt Weidenauer – viel mehr könne es bei dazu veranlagten Menschen ein Faktor sein, der die Krankheit ausbrechen lässt. Auch Wladika sagt: "Cannabis-Konsum kann ein zusätzlicher Risikofaktor sein."
Generell sei es für die Wissenschaft schwierig, die Frage nach dem Zusammenhang zu beantworten, denn: Schizophrenie tritt beim jungen Erwachsenen – meist zwischen 18 und 25 Jahren, bei Frauen später als bei Männern – erstmals auf. Und ebenso ist intensiver Cannabis-Konsum vor allem ein Phänomen dieser Lebensphase. Menschen, die bereits an Schizophrenie erkrankt sind, sollten jedenfalls kein Cannabis konsumieren, da sich ihre Symptome dadurch verschlechtern können.