Es ist ein Schicksal, eine konstante Bedrohung, die wir mit den Vertretern der Pflanzenwelt teilen: Wir sind den Angriffen von krank machenden Bakterien ausgesetzt. Nisten sie sich in unseren Körpern ein und werden zu übermächtig für die Immunabwehr, bekämpfen wir sie mit Antibiotika, die wir in Pillenform zu uns nehmen. Doch was machen Pflanzen, wenn sie von Bakterien angegriffen werden? Wenn zum Beispiel Fressfeinde die äußere Hülle zerstören und die Pflanze somit einem krank machenden Angriff ausgesetzt ist? Sie wehren sich mit Schutzstoffen: Diese Stoffe wirken antibakteriell und antifungizid - also gegen Pilzerkrankungen - und werden unter dem Begriff "sekundäre Pflanzenstoffe" zusammengefasst. Es scheint daher nicht so weit hergeholt, dass zum Beispiel Kren als natürliches Antibiotikum bezeichnet wird, oder?

"Ja, Kren wird aufgrund seiner Inhaltsstoffe antibiotische Wirkung zugeschrieben", sagen Sonja Lackner und Sandra Holasek, Ernährungswissenschaftlerinnen an der MedUni Graz, und beantworten damit die Ausgangsfrage. Beim Kren sind es die enthaltenen Senföle, die bei der Verdauung im Dünndarm aufgenommen werden – auf ihrem Weg durch den Körper hemmen sie das Wachstum von Bakterien. "Somit kann der Entstehung bakterieller Infektionen vorgebeugt werden", sagen die Expertinnen.

"Scharfstoffe"

Diese antibiotische Eigenschaft teilt Kren mit anderen Nahrungsmitteln: Bei Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer sind es ebenfalls die enthaltenen "Scharfstoffe" (Fachbegriff: Glucosinolate), die für die Wirkung gegen Bakterien verantwortlich sind. Honig hat ebenfalls eine breite antibiotische Wirkung, die bereits in der Behandlung von Wunden eingesetzt wird. Allerdings gilt hier, dass bei "medizinischen Indikationen kein herkömmlicher Honig angewendet werden soll", sagen die Expertinnen, sondern nur spezielle Medizinprodukte.

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Diese und viele andere pflanzliche Nahrungsmittel sollte man aber nicht nur aufgrund ihrer antibiotischen Eigenschaften essen: Die Palette der sekundären Pflanzenstoffe ist breit und sie können noch viel mehr. Sie reduzieren das Krebsrisiko, unterstützen das Immunsystem und wirken antioxidativ (sie machen freie Radikale im Körper unschädlich). Kurz gesagt: Gemüse ist sehr gesund und kann aufgrund all dieser Eigenschaften den Alterungsprozess verzögern.

"Pflanzliche Nahrungsmittel können bakterielle Infektionen im Keim ersticken", sagen Lackner und Holasek nach der Anwendung gefragt. Somit eignen sich die antibiotischen Lebensmittel zur Vorsorge, damit es erst gar nicht zu den saisonalen Wehwehchen wie zum Beispiel Halsentzündungen kommt. Für die Therapie einer schweren Infektion braucht es aber Hilfe in Pillenform.