06In seinen extremsten Ausprägungen hat es etwas von einem Glaubenskrieg: Hier die Fraktion der puren „Freude an der Bewegung“-Sportler, die auf Elektronik in jedweder Form (aus Überzeugung) verzichten. Keine Smartwatch am Armgelenk, keine Musik im Ohr, keine Sensoren sonst irgendwo am Körper. Als Geräuschkulisse reicht das Vogelgezwitscher, der Verkehrslärm oder das eigene Schnaufen, Messgeräte für Tempo oder Distanz werden als unnötiger Druckerzeuger und Ballast angesehen und verabscheut.
Unendliche Möglichkeiten
Und dort die Gruppe der Techno-Freaks. Ohne die Lieblingsband im Bluetooth-Kopfhörer, ohne das ständige Piepsen der Schrittmacher-App auf der Uhr, ohne Shirts, die durch direkt ins Textil verwobene Sensoren Schrittlänge und -kadenz, Abroll- und Abstoßdruck messen, gehen sie erst gar nicht an den Start.
Die Masse der Fitnesshungrigen findet sich zwar irgendwo zwischen diesen Antipoden, aber der allgemeine Trend zeigt eindeutig Richtung elektronischen Assistenztrainers. Tatsächlich können die in ihrer Datenaufzeichnung im Laufe der Jahre immer exakter und diffiziler, kleiner und leichter gewordenen Gerätschaften als Motivationshilfe dienen. Man darf aber umgekehrt nicht den Fehler begehen, sich zur Geisel der Technik machen zu lassen. Denn die Hightech-Wunder haben zwar enorme Rechenleistungen, aber kein Sensorium für Gemütszustände und Gefühle ihrer Eigentümer.
Technik ist nicht alles
Sie bleiben gnadenlos. Diese Zahlenstrenge kann zwar helfen, eine Systematik ins Training zu bringen und den Fitnessfortschritt anhand von Daten und Diagrammen dingfest zu machen. Die technischen Co-Trainer können einem aber auch die unbelastete Freude an der Bewegung rauben, weil man dem Plansoll ständig hinterherhechelt.
Klaus Höfler