Ob Bewegtbild-Fasten die Chance hat, meine allzu bequeme Routine am Feierabend durch neue Gewohnheiten zu ersetzen? Mein Fazit nach knapp zwei Wochen lautet: auf jeden Fall - aber nur, wenn ich auch nach Ende der Fastenzeit konsequent darauf achte. Es erstaunt mich nämlich, wie bewusst ich anderen Beschäftigungen nachgehe. So überlege ich frühzeitig, was ich abends koche beziehungsweise wohin ich essen gehe. Ob ich grundsätzlich ausgehen möchte, Lust auf Bewegung habe, in Gesellschaft sein will oder doch ein Buch vorziehe.
Den Schweinehund besiegen
Zusammengefasst geht es also darum, mir zu überlegen, was ich mir eben nach der Arbeit vornehme. Das ist wohl eine temporäre Gewohnheit, die sich aber schon nach zwei Wochen des Verzichts eingestellt hat. Und es gefällt mir ganz gut, den inneren bequemen Schweinehund so ein bisschen in die Schranken zu weisen.
Allerdings kommt es zunehmend vor, dass ich nicht mehr augenblicklich in Abwehrhaltung gehe, wenn mir jemand ein Video unter die Nase hält (mittlerweile macht das mein Umfeld ganz gerne mit Absicht). Ich schaue gedankenlos hin - und zucke plötzlich zusammen, weil: Das darf ich ja eigentlich gar nicht!
Kino war super
Aber es ist wohl dieser Reiz, etwas Verbotenes zu tun, der mich schließlich am Samstag nun doch verführt hat. In der fernen Heimat Linz das Abendprogramm geplant, lautete der Tenor: Kinogehen wäre schon fein. Diesem Fazit schloss ich mich zunächst an - bis ich kapierte, dass ich ja gar nicht mitdarf. Aufmüpfig, wie ich aber schon immer so ein bisschen war, habe ich mich nach langem Ringen bewusst dafür entschieden mitzugehen. Und ich gebe zu, ich habe „Green Book“ in dem weichen, roten Polstersessel genossen. Es hat sich verboten, aber gut angefühlt. Meine Erwartung war, einen guten Film anzuschauen. Ich habe mich also bewusst dazu entschieden, mich dem Bewegtbild hinzugeben - aber nicht aus bequemer Gewohnheit oder Routine. Sondern einfach, weil ich einen guten Film schauen wollte.
Katharina Siuka