Im Sternzeichen bin ich Stier: Manchmal stur, manchmal launisch – aber immer beruhigt dank der eigenen Routine. Also etwa den Feierabend nicht permanent unterwegs oder in Gesellschaft verbringen müssen. Sondern hin und wieder gemütlich der Müdigkeit, die nach der Couch lechzt, den Vorzug geben können. Die grauen Zellen also aus- und den Fernseher anknipsen.

Veränderte Routine

Doch Fasten – in meinem Fall Bewegtbild-Fasten – bedeutet Verzichten. Und schon nach einer Woche bemerke ich: Meine Routine, die bequem und gewohnt ist, ändert sich. Und das finde ich so gar nicht lustig. Denn es fällt mir schwer, mich aufgrund meines Verzichts nicht selbst zu bemitleiden. Als Kind der 1990er-Jahre bin ich mit linearem Fernsehen aufgewachsen und mit dem Siegeszug von Smartphone und den sozialen Medien groß geworden. Nüchtern betrachtet also reine Sozialisation.

Ich habe mir nun gezielt und vor allem unter der Woche mehr als gewöhnlich vorgenommen: eine groß angelegte Putzaktion, Aussortieren, viel Ausgehen, Besorgungen erledigen, Yoga. Und endlich habe ich ein Buch über Kapitalismus begonnen zu lesen, das seit dem Vorjahr bei mir zu Hause herumlungert. Das Wissen, etwas anderes als gewohnt tun zu müssen, stresst mich ein kleines bisschen. Und es hat bedingt, wenig Zeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen, um ja nicht in Versuchung zu kommen. Klingt nach Entzug, ist aber wohl ein Ausbruch aus der bequemen Gewohnheit. Und die ist bekanntlich ein Hund.

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So weit, so unkompliziert bislang (nur ungewohnt). Knifflig wird es allerdings in der Arbeit, denn Nachrichtenformate im öffentlichen Fernsehen sind ebenfalls tabu. Ob ich hier eine Ausnahme mache, muss ich mir noch überlegen – eventuell in Form einer Nachschau, wenn es notwendig ist. Die tägliche Videokonferenz der Regionalbüros darf ich übrigens nicht schwänzen, obwohl ich extra gefragt habe. Aber mein Chef ist schmunzelnd unerbittlich. Dann eben mit verhangenem Bildschirm oder Augenbinde.