Der Fall: In den ersten Jahren unserer nun fünfjährigen Beziehung hatten wir viel schönen und intensiven Sex. Dann hat die Intimität rasant abgenommen und seit zwei Jahren herrscht Funkstille. Kann eine Liebesbeziehung ohne Sex überhaupt funktionieren? (Roswitha O.)
Die Antwort: Wir Menschen wollen eine Beziehung gern mit Haut und Haaren erleben, Liebe sowohl psychisch als auch physisch erfahren. Wenn solche Phasen der langen Enthaltsamkeit Einzug halten, hat das vielschichtige Gründe und es ist absolut sinnvoll, sie herauszufinden. In einem ersten Schritt wäre wichtig, dass Sie sich den Druck nehmen. Vereinbaren Sie eine großzügige Zeitspanne, in der Sie das Thema geklärt haben wollen – ein halbes Jahr oder Jahr etwa. Wir haben ein paar Anregungen für Sie:
1. Fragen Sie sich, welchen Vorteil es hat, dass Sie keine Sexualität leben. Klingt paradox, doch Sie werden Ihre Antworten bestimmt aufschlussreich finden.
2. Ergründen Sie Ihre Entwicklungsgeschichte zu diesem Thema. Was und wie wir als Kind und Jugendliche Intimität erfahren haben, wirkt sich stark auf unser Verhalten als Erwachsene aus.
3. Was haben Ihnen Ihre Eltern als Paar vorgelebt? Kinder wollen den Sex ihrer Eltern nicht miterleben, aber sie spüren sehr wohl die „vibrations“ zwischen ihnen.
4. Welche Glaubenssätze zum Thema Sex haben Sie mit auf den Weg bekommen? Z. B. „Frauen sind immer müde oder haben Kopfweh“ oder „Männer wollen nur das eine“ oder „Frauen begehren nie den eigenen Mann, sondern nur fremde“ oder „Männer sind langweilig“. Solche Glaubenssätze manifestieren sich in der Paarbeziehung, man sucht sich unbewusst den Partner aus, der einen früher oder später damit konfrontiert. Wie bei Ihnen ganz offensichtlich!
Natürlich können traumatische Erfahrungen mitspielen, etwa, wenn man als Kind Übergriffe erleben musste. Vielleicht haben Sie die Idee zu einem ersten Schritt. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Partner, um wieder Leben in Ihre Funkstille zu bekommen.
Unsere Beziehungsratgeber Sabine und Roland Bösel