Die Frage
Mein ältester Sohn (7) ist schon seit seiner Kindergartenzeit ein großer
Außenseiter. Auch in der Schule findet er keinen Anschluss und sagt selbst, dass er keine Freunde hat. Nur mit Erwachsenen versteht er sich. Was kann ich tun?
Die Antwort unserer Expertinnen und Experten
- Denise Schiffrer-Barac, Kinder- und Jugendanwältin: Im Umgang mit Menschen brauchen wir Vertrauen in unser Handeln und Wirken. Selbstvertrauen erlangen Kinder über Rückmeldungen von uns Erwachsenen. Sie brauchen Bestärkung und Vorbilder im Umgang mit anderen Menschen. Beobachten Sie ihr Kind und fragen Sie bei den Lehrpersonen nach. Ein wichtiger Gradmesser ist, ob ihr Kind unter der Situation leidet. Denn es gibt Kinder, welche sich gerne alleine oder mit Erwachsenen beschäftigen.
- Johannes Achammer, Kinder-, Jugend- und Familienpsychologe: Bei einer solchen Situation würde ich zu einer klinischen Abklärung raten. Zuerst sollte eine medizinische Untersuchung erfolgen und dann eine psychologische. Es kann vorkommen, dass Kinder aufgrund von sozialen Ängsten oder starker Schüchternheit den Kontakt zu anderen Kindern meiden. Ein solches Verhalten würde im Familienalltag oft nicht auffallen, weil es dort ein höheres Sicherheitsgefühl gibt. Bei allen Schritten sollte das Wohl des Buben im Mittelpunkt stehen.
- Manu Christl, Psychotherapeutin i.A.u.S., Lebens- und Sozialberaterin: Wenn die Auffälligkeiten wirklich Sorgen machen, rate ich zu psychologischer Diagnostik. Im ersten Schritt sehe ich aber immer das direkte Gespräch mit dem Kind. Gibt es einen Leidensdruck? Fühlt sich der Bub durch die fehlenden Freundschaften alleine? Vielleicht fehlt ihm nichts und er gehört zu den Kindern, die lieber mit Erwachsenen zusammen sind. Im Gespräch kann man unterstützen und verstärken. Gleichaltrige Freunde tun der Entwicklung gut, aber mit Zwang bewirkt man bei Kindern wenig.