Die Frage
Wenn ich morgens aufwache, denke ich mir oft, ich halte meinen Mann nicht mehr aus. Tagsüber und abends bemerke ich dann immer wieder, dass ich ihn doch sehr liebe. Es wechselt ständig – ich will ihn oft zum Mond schießen und ebenso oft innig umarmen. Was ist nur mit mir los? Kerstin (49)
Die Antwort von Sabine und Roland Bösel
Sie sind bestimmt in Ordnung, und dass Sie überhaupt bemerken, in unterschiedlichen Stimmungen für Ihren Mann verschieden zu empfinden, ist schon anerkennenswert. Viele Menschen können bei dieser Art Beziehungsthema nur eine Seite wahrnehmen und entscheiden sich dann oft für die Seite, die den Partner ablehnt.
Den Partner haben wir uns in unserer Gesellschaft und in unserer Zeit überwiegend selbst ausgesucht – wenngleich oft nicht sehr bewusst, weil die Verliebtheit uns darauf vergessen lässt, sozusagen auch das Kleingedruckte zu lesen. Die Verliebtheit setzt unser Kritikzentrum im Gehirn außer Kraft und wir tragen die sprichwörtliche rosarote Brille. Später bemerken wir, dass wir nicht alle Seiten unseres Partners, unserer Partnerin lieben. Wir ziehen den Partner zu uns und stoßen ihn auch immer wieder weg, und der Partner macht mit uns dasselbe. Das ist das, was in Ihrer Beziehung passiert und das ist häufig. Es gehört zu Beziehungen so gut wie immer dazu und damit gehört es einfach zum Leben.
Achten Sie darauf, einander wirklich zu begegnen. Reden Sie in Klarheit und Wertschätzung miteinander, hören Sie einander zu, sprechen Sie aus, was Sie empfinden und wo Sie Widersprüchlichkeit erleben. Das räumt den „Paarzwischenraum“ auf. Das klärt, was sonst zwischen Ihnen stehen bleiben würde. Sie können, wenn Sie es möchten oder das Gefühl haben, es zu benötigen, diese Art Klärung auch in Dialogen nach der sogenannten Imago-Technik herbeiführen. Das können Sie unter paartherapeutischer Anleitung gemeinsam erlernen und für Ihre Beziehung immer wieder nutzen. Wir wünschen Ihnen viel Entwicklung und gutes Gelingen für Ihre Ehe!