Ich erinnere mich an viele Jahre meiner Mutter als verbitterte Frau. Der Streit zwischen meinen Eltern gehörte zum Alltag. Oft waren wir pubertierenden Kinder der Anlass, oft irgendwelche Kleinigkeiten. Nie der Umstand, dass meine Mutter erwartete, dass mein Vater ihre Bedürfnisse erspürte. Dass sie von Grund auf frustriert darüber war, dass er nicht wusste, was sie brauchte. Und dass die Enttäuschung darüber so sehr an ihr nagte, dass sie es ihm gerade deswegen nicht sagte. Erst viele Jahre später - die beiden hatten längst ihren Frieden miteinander gemacht – verriet sie es uns in einem Mutter-Töchter-Gespräch.
Claudia Gigler