Es ist einer dieser Momente im Leben: Kinder verbinden ihn mit Aufregung, endlich ist man ein weiteres Stück erwachsen, unabhängiger, größer. Eltern hingegen sehen diesem Moment mit gemischten Gefühlen entgegen – vorsichtig ausgedrückt. Wovon die Rede ist? Jener Moment, indem das Kind das erste Handy bekommt?
Der Zeitpunkt
Wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, ist den individuellen Umständen geschuldet. Wenn etwa ein Kind aufgrund von Freizeitaktivitäten häufig alleine öffentlich unterwegs ist, kann ein Handy schon in der Volksschule sinnvoll sein. „Dann sollten Kinder die Möglichkeit haben, jemanden erreichen zu können, wenn es notwendig ist“, sagt Barbara Buchegger von saferinternet.at. Sehr häufig bricht mit dem Wechsel in die Sekundarstufe auch das Handyzeitalter an. Auch wenn in der Klassengemeinschaft viele schon ein Smartphone ihr Eigen nennen, und das eigene Kind darunter leidet, weil es eben noch keines hat, könne man sich für einen Kauf entscheiden. „Denn die Klassengemeinschaft endet heute nicht mehr bei den physischen Mauern des Klassenzimmers“, gibt Buchegger zu bedenken.
Die Technik
Welches Handy bzw. welches Smartphone das erste sein sollte, spielt keine Rolle. Ebenso wenig ob dieses mit iOS (Apple) oder Android als Betriebssystem arbeitet. „Das erste Handy muss kein neues sein“, so Buchegger. Man kann auf ein ausgemustertes Modell der Eltern zurückgreifen, oder auf ein sogenanntes „refurbished“-Gerät. Also ein gebrauchtes Gerät, das generalüberholt wurde.
Die Regeln
Vor allem zu Beginn braucht es Regeln – für Kinder und Eltern. „Regeln in Bezug auf das Handy sind immer Verhandlungssache von beiden Seiten“, sagt Buchegger. Jede Familie muss selbst für sich definieren, welche Regeln es in Bezug auf die Smartphonenutzung gibt. So sind etwa gemeinsame Essenszeiten in manchen Familien handyfreie Zeiträume. „Das muss aber auch für Eltern gelten, ein Arbeitsgespräch als Ausrede gilt nicht.“ Um diese Regeln zu Beginn zu definieren, hilft etwa die Website Mediennutzungsvertrag.de. Ebenda kann ein solcher von Kindern und Eltern gemeinsam erstellt werden und die Rahmenbedingungen für Smartphone und Co. klar festgeschrieben werden.
Die Kontrolle
Kinderschutz-Apps, wie etwa „Family Link“ auf Android-Smartphones, können zu Beginn helfen, etwa Nutzungszeiten einzuhalten. Hier werden das Handy oder einzelne Apps für bestimmte Zeiten freigeben. Auf Apple-Smartphones kann dies über die „Bildschirmzeit“ eingerichtet werden. Auch Berechtigungen können über solche Apps vergeben werden.
Die Apps
Hält das Kind das Smartphone in Händen, stellt sich die Frage: Und jetzt? Buchegger empfiehlt, das Handy gemeinsam einzurichten und nur Apps zu installieren, die das Kind auch nutzt. Drei Qualitätskriterien solle man sich bei der Installation ansehen: Welche Berechtigung verlangt eine App? Wie finanziert sie sich? Und sind In-App-Käufe möglich? „Bei kleineren Kindern bietet es sich an, In-App-Käufe grundsätzlich zu unterbinden, das kann zumeist über die allgemeinen Einstellungen vorgenommen werden. „Man sollte Kinder auch dazu animieren, Apps, die sie nicht brauchen, wieder zu löschen“, so Buchegger. Ganz generell sollte immer besprochen werden, wieso eine App heruntergeladen wird, wofür diese verwendet wird und welche Art von Inhalten konsumiert werden. „Man muss dabei gar nicht immer über Negatives sprechen, man kann auch einmal fragen, welchen neuen Trend es auf TikTok gibt“, so Buchegger.
Die Kommunikation
Negative Themen wie Cybermobbing oder Pornografie können auf Basis der Frage „Was tust du, wenn du auf Sachen stößt, die dir unangenehm sind?“ besprochen werden. Gemeinsam können dann Strategien entwickelt werden. „Wichtig ist es, mit den Kindern über ihr Digitalverhalten im Gespräch zu bleiben.“