Aufgewachsen bin ich in Innsbruck, in einer sehr kleinen Wohnung. Wir haben uns drei Zimmer zu viert geteilt. Die Wohnung befand sich in einem Haus des Tiroler Landestheaters, die Wohnungen waren an die Künstler vermietet. Ich erinnere mich daran, dass es immer sehr bunt war: gegenüber haben die Balletttänzer gewohnt, daneben die Musiker vom Orchester und über uns die Sänger. Am Nachmittag, wenn ich meine Hausaufgaben gemacht oder gelernt habe, haben sich die Sänger immer eingesungen. Unter den Kindern war man befreundet. Es gab auch einen Hof. Ich war ein typisches Hofkind: heimkommen, Schultasche in die Ecke werfen und runter in den Hof.

Dieses Gemeinschaftsgefühl vermisse ich in Wien manchmal. Oft kennt man seine Nachbarn überhaupt nicht. In dem Haus, in dem ich mit meiner Familie wohne, ist das zum Glück nicht so. Es ist kleiner, man kennt sich. Leider leben (außer unseren) keine Kinder in unserm Haus. Das ist schade. Viele der Kinder aus dieser Innsbrucker Theatergemeinschaft sind dann selber auf der Bühne gelandet, da bin ich keine Ausnahme. Mein damaliger Nachbar nennt sich heute Nathan Trent – und ist der Ex-Song-Contest-Teilnehmer Österreichs.


Meine Mama war Schauspielerin und mein Papa Betriebsdirektor der Volksoper. Auch meine Großeltern waren schon am Theater engagiert – mein Opa war Schauspieler, meine Oma Sängerin. Unsere ganze Familie ist verseucht (lacht) – auch mein Bruder ist Schlagzeuger geworden und meine Schwester Kostümbildnerin. Als Kind habe ich es genossen, wenn mich meine Mama mit ins Theater genommen hat und ich zuschauen durfte. Das war aufregend. Obwohl es darunter auch Stücke gab, die für Kinder nicht geeignet waren. Ich erinnere mich noch an den „Sommernachtstraum“: meine Mama hat den Puck gespielt, ein elfenhaftes Wesen. Sie hatte ein wildes Kostüm und ich habe mich irrsinnig gefürchtet. Das erste Mal den Theatergeruch zu erleben, vergisst man nicht –diesen modrig-pudrigen Geruch des Vorhangs und dazu das Licht der Scheinwerfer. Entweder du machst sofort wieder kehrt – oder du bist süchtig. Ihre mögliche Anspannung vor großen Premieren hat uns meine Mama nie spüren lassen, dafür bin ich ihr dankbar. Jetzt weiß ich, wie zach das sein kann, wenn man die ganze Nacht ein zahnendes Kind herumträgt und am nächsten Tag „My Fair Lady“ spielt. Sie hat ihren Beruf nie mit nach Hause genommen.

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Eine unendliche Geschichte


Meinen Eltern war es sehr wichtig, dass ich selbstständig werde und mich überall zurechtfinde. Ich bin mit 18 Jahren nach Wien gezogen – und war da ganz alleine. Das hat mich unabhängig gemacht und mich gelehrt, mit Geld umzugehen – bis heute. Ich organisiere alle Masterpläne und Dispositionen für sämtliche Familienmitglieder. Meine Eltern waren keine Eislaufeltern, die mich gepusht haben. Sie waren gegen die Schauspielerei, weil sie wussten, wie furchtbar dieser Beruf auch sein kann, wenn du nicht wirklich Erfolg hast. Ich habe das alles alleine geschafft. Später waren sie schon stolz auf mich. Meine Mama sagt immer, dass ich ein sehr pflegeleichtes Kind und auch ein pflegeleichter Teenager war.

Gummibärli vs. Gemüse


Selbst Kinder zu erziehen, ist wie die unendliche Geschichte, das hört nie auf. Mein Ältester ist viereinhalb. Natürlich bin ich in vielen Situationen die Mami, aber ich bin genauso noch Kind, narrisch und verrückt. Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Loyalität und Fairness sind mir bei der Erziehung wichtig. Und: meinem Sohn und meiner Tochter beizubringen, nicht verschwenderisch zu sein. Schwierigstes Thema aktuell: meinem Sohn zu erklären, dass man auch ein bisschen Gemüse essen muss, nicht nur Gummibärli, auch wenn manche davon grün sind.