Alle für einen - einer für alle“: Der legendäre Treueschwur der Musketiere scheint am Spielemarkt eine Renaissance zu feiern. „Teamspirit“ heißt nämlich eine der großen Wellen, die aus Sicht von Branchenexperten im heurigen Jahr in die heimischen Kinderzimmer schwappen dürfte.

Zumindest lässt sich ein entsprechender Trend von den auf der Spielwarenmesse in Nürnberg, der größten Spielemesse der Welt, Anfang Februar präsentierten neuen Spielen ableiten. Neben dem rapide wachsenden Segment der „Tech-Toys“ aus der milliardenschweren Elektronikecke mit ihren virtuellen Spielwelten, Robotern und Drohnen bleiben analoge Brettspiele weiter hoch im Kurs. In der Branche spricht man sogar von einem Boom: Anfang der 1980er-Jahre habe es 250 Neuerscheinungen pro Jahr in der Brettspielbranche gegeben. Inzwischen seien es an die 1500 pro Jahr. Hochgerechnet auf den gesamten Spielemarkt gibt es allein im deutschsprachigen Raum gar 3000 neue Spiele jährlich - wobei davon nach einem Jahr neun von zehn aber wieder aus den Regalen verschwunden sind.

Unkomplizierte Mechanik bei Kinderspielen wichtig

Langlebig sind Spiele, die einer unkomplizierten Mechanik folgen. Vor allem bei Kinderspielen gilt: je einfacher und verständlicher die Regeln, desto wahrscheinlicher der Erfolg.
Auffallend: Gerade bei Kooperationsspielen, mit denen Gemeinschaftssinn und Dialog gefördert werden sollen und die bei Kindern damit zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen, scheint es einen Gegentrend zur Digitalisierung zu geben. Viele verzichten völlig auf elektronische Spielereien oder Digitales. „Es gibt Menschen, die nach einem Berufsalltag vor dem Computer und am Smartphone verstärkt das Bedürfnis haben, real zusammenzukommen“, sagt Jens Junge, Leiter des Berliner Instituts für Ludologie. Abends werde dann „Digital Detox“, also eine digitale Entgiftung, betrieben. Das Handy wird bewusst ausgeschaltet, der Computer bleibt kalt, man trifft sich im Wohnzimmer, macht eine Pappkartonschachtel auf und holt ein Brettspiel heraus. „Je menschenähnlicher Technologie wird, desto wichtiger ist es, dass wir uns wieder auf unsere ureigenen menschlichen Fähigkeiten berufen. Und da steht das Spielerische und Soziale an oberster Stelle“, erklärt Christian Schuldt, Trendforscher beim Zukunftsinstitut in Frankfurt, dieses Verhalten.

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Knifflige Rätsel unter Zeitdruck

Jens Junge bringt die Begeisterung für Teamspiele mit den „Exit/Escape Games“ in Verbindung, die in vielen Städten angesagt sind: Erwachsene Teilnehmer finden sich dafür in Gruppen zusammen, um unter Zeitdruck knifflige Rätsel gemeinsam zu lösen und sich so aus einem geschlossenen Raum zu befreien. Die Brettspielbranche habe das aufgegriffen und mit jugend- und kindgerechten Inhalten weiterentwickelt.