"Ertrinken passiert lautlos und binnen weniger Minuten“, warnt Holger Till, Präsident des österreichweiten Vereins für Unfallverhütung im Kindesalter mit Sitz in Graz „Große schützen Kleine“. Gerade am Beginn der sommerlichen Badesaison setzt die Non-Profit-Organisation auf Aufklärung und Sensibilisierung für die latente Gefahr. Denn jährlich ertrinken zwei bis drei Kinder in Österreich, ebenso viele leiden nach Badeunfällen an bleibenden Behinderungen, sagt Till, selbst Vorstand der Grazer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie.

Und die Zahl der Gefahrenquellen wächst. Jedes Jahr werden zwischen Bodensee und Neusiedler See rund 13.000 neue Schwimmbecken und Biotope errichtet. Gerade für die Kleinsten ein unter Umständen lebensgefährlicher Spielplatz, denn Kinder unter fünf Jahren sind rund doppelt so häufig von tödlichen Badeunfällen betroffen wie ältere Kinder. Gerade private Pools und Biotope sind diesbezügliche Fallen. Die meisten Ertrinkungsunfälle passieren demnach in privaten Pools oder Biotopen, wo rund ein Viertel der Unfälle tödlich endet, gefolgt von öffentlichen Schwimmbädern beziehungsweise Thermen und Seen. Hier endet „nur“ in etwa einer von 16 Unfällen tödlich.

Einer der Gründe für das hohe Ertrinkungsrisiko bei Kleinkindern ist der sogenannte „Totstellreflex“, der bei Kindern bis drei Jahren auftritt: Kinder können aus ungeklärter Ursache den Kopf nicht aus dem Wasser heben, selbst wenn die Wassertiefe nur zehn Zentimeter oder weniger beträgt. Gefahrenquellen sind deshalb nicht nur Pools, Biotope oder Teiche, sondern auch Planschbecken und Regentonnen.

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Auch ein Schwimmkurs bietet keinen zuverlässigen Schutz vor dem Ertrinken. Denn Kinder, die gerade erst schwimmen gelernt haben, sind im Wasser nicht sicher genug - vor allem, wenn sie es in einem eher ruhigen Schwimmbad gelernt haben und nun in einem welligen See oder im Meer schwimmen. „Werden sie von einer ungewohnten Situation überrascht, können sie alles Gelernte vergessen und schnell untergehen“, gibt Till zu bedenken. Auch Schwimmhilfen wie Schwimmreifen oder Schwimmflügerl bieten keinen hundertprozentigen Schutz.

„Kinder bis zehn Jahre sollte man deshalb am und im Wasser nie aus den Augen lassen“, rät Till: „Das klingt strikt, aber hier gibt es absolut keinen Spielraum für Kompromisse.“

Als bauliche Vorkehrungsmaßnahmen empfiehlt Holger Till, sämtliche Wasserstellen mit einem mindestens 1,5 Meter hohen Zaun und selbstschließenden, von Kindern selbstständig nicht zu öffnenden Türen zu sichern. Elektronische Warnsysteme, die Alarm schlagen, wenn ein Kind unbeobachtet ins Wasser geht oder fällt und zu ertrinken droht, können ein zusätzlicher Schutz für Kinder sein.

Ertrinken ist die zweithäufigste tödliche Unfallursache bei Kindern. Höchste Vorsicht und bedingungslose Aufsicht tun not.