Was hat dich dazu bewegt, mit deinem Kind so viel zu reisen?
Jennifer Schweinzer-Tropper: Ich bin schon vor und auch noch in der Schwangerschaft viel gereist. Dann hieß es in der Verwandtschaft: „Wenn das Kind da ist, kannst du nicht mehr so viel reisen.“ Bald nach der Geburt haben mich meine Schwiegereltern gefragt, ob ich mit ihnen mitreisen möchte. Also flogen wir, als Nunu sieben Wochen alt war, nach Zypern. Es hat super geklappt: Ich habe ihn beim Abflug gestillt, dann hat er geschlafen. Dort habe ich dann zu zweit mit dem öffentlichen Bus das Land erkundet und habe gemerkt, dass es nicht schwierig ist, mit dem Baby unterwegs zu sein.
Hat das Baby die Umstellung nicht beunruhigt?
Nein, er ist von Geburt an gewohnt, unterwegs zu sein und viele Leute um sich zu haben. Wir waren dann gleich noch in Amsterdam und im Oman. Mein Mann hatte gerade seine neue Firma gegründet und hatte quasi zwei neue Babys. Durch die Reisen konnte er einen klaren Kopf bekommen und auch mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Das tat uns allen gut. Viele haben Angst, Eltern zu werden, weil sie glauben, sie müssen sich dann komplett selbst aufgeben und werden in ihrer Freiheit total eingeschränkt sein. Dagegen möchte ich mit meinem Blog ankämpfen. Man kann trotzdem Sachen machen, die einem Spaß machen – auch gemeinsam mit dem Kind. Nunu ist ein sehr offener Bub und erzählt dann daheim allen begeistert von seinen Erlebnissen.
Was sind die häufigsten Fragen, die Eltern dir stellen?
Wie machst du das auf den Flügen mit Baby? Wie geht sich das mit dem Geld aus? Und wie macht ihr das mit dem Gepäck? Finanziell ist es so, dass ich gezielt Destinationen aussuche, wo die Flüge günstig sind. Ich leiste mir keine Schuhe um 150 Euro, sondern spare das Geld lieber für Reisen. Außerdem leben wir in Wien ohne Auto und das spart im Jahr Tausende Euro. Wir haben nur eine kleine Mietwohnung, daher wohnen wir recht günstig. Wir sind so viel unterwegs, dass sich mehr gar nicht auszahlt.
Wie viel Gepäck habt ihr mit?
Wir reisen meist zu dritt nur mit einem Handgepäcksstück, Buggy und Trage, denn man muss vor Ort sonst alles mit sich herumschleppen, vor allem, wenn man herumreist. In den Ländern, die wir bereist haben, kann man alles kaufen. Wir kaufen Windeln immer vor Ort, wir nehmen nur wenig Kleidung mit und waschen sie dort. Shampoos und Duschgel werden häufig von den Unterkunftgebern zur Verfügung gestellt. Auf Inlandsflügen zahlt man meist für große Koffer extra, das spart man sich auf diesem Weg, wenn man nur Handgepäck hat, weil das ist gratis.
Habt ihr da Platz für Spielzeug?
Wir haben ein kleines Sackerl mit Pixiebüchern mit, außerdem ein paar Matchbox-Autos und einen Block und Stifte in klein. Aber meist ist auf Reisen eh alles andere interessant. Nunu ist es gewohnt, sich eher mit der Umwelt zu beschäftigen, er sucht sich Kinder, mit denen er spielen kann. Im Flugzeug bekommt man eigentlich ohnehin immer etwas zum Spielen und Malen. Sandspielzeug kaufen wir vor Ort und verschenken das dann an die Kinder dort weiter.
Was hat sich für dich mit Kind im Vergleich zu früheren Reisen verändert?
Wir können nicht mehr Party machen, Besuche in Discos oder Bars fallen weg. Wir suchen Ausflüge auch nach Nunus Interessen aus. Und ich plane mehr. Wir versuchen, Langstreckenflüge über Nacht zu machen. Elternzeiten für uns gibt es, wenn Nunu schläft.
Welches Land empfiehlst du für Anfänger mit Kindern?
Singapur oder Bali: Mit europäischem Baby bist du dort der Star. Alle wollen das Baby hochheben, sie lassen dich in Ruhe essen und beschäftigen das Kind und man ist überall mit Kind willkommen. Warmherzige Leute, leistbar, ungefährlich. Zu beachten ist das Klima: Nach ein paar Tagen hat man sich aber daran gewöhnt. In Singapur gibt es viele Angebote für Kinder und es ist sehr grün.
Wie geht Nunu mit langen Wartezeiten und Langstreckenflügen um?
Er ist schon 60 Mal geflogen und es gab nur zwei schlimme Flüge, wo er wirklich geweint hat. Das kann überall passieren, dass man einmal nicht so gut drauf ist.
Woran sollte man unbedingt denken, wenn man mit Kind reist?
In einigen Ländern, z. B. Südafrika, ist es sehr streng, wenn man allein mit Kind reist. Es ist wichtig, eine Geburtsurkunde vom Kind, eine Kopie vom Reisepass des Vaters und eventuell auch eine Einverständniserklärung des Vaters mitzuhaben - umso mehr, wenn das Kind einen anderen Nachnamen hat als man selbst, so wie das bei uns der Fall ist.
Wohin geht der nächste Trip?
Als nächstes geht es Ende Oktober für zehn Tage nach Japan.