Zu Weihnachten wünschen wir uns mehr denn je eine einfach heile Welt, da soll alles perfekt sein. Nach einer Scheidung ist aber selten alles gut – weder für die Eltern noch für die betroffenen Kinder. „Sollten Eltern den Kindern zuliebe zu Weihnachten trotzdem so tun, als wäre die Welt noch in Ordnung?“, fragen wir Ursula Molitschnig vom Verein Rainbows, der Kinder und Familien nach Trennungen bzw. Scheidungen betreut. „Wir raten davon ab“, antwortet sie und nennt die Gründe: „Erstens sollen die Kinder lernen und realisieren, was es heißt, getrennt zu sein – auch wenn es schmerzhaft ist. Und zweitens spüren Kinder sowieso, wenn etwas nicht stimmt, das wird dann kein schönes Fest.“ Hinzukomme, dass das gemeinsame Fest in den Kindern die Hoffnung verstärken könne, dass Mama und Papa doch noch zusammenkommen. „Diese Hoffnung haben Kinder oft über Jahre, selbst wenn ein Elternteil schon neu verheiratet ist.“
Alles ganz friedlich
Zank muss zu Weihnachten trotzdem nicht sein. Die Kinderpsychotherapeutin Marguerite Dunitz-Scheer warnt an dieser Stelle: „Weihnachten ist keine Kampfbühne für chronische Elternrivalitäten“, und fügt hinzu: „Seien Sie generell fast beschämend selbstlos und liebevoll. Gestritten und geärgert wird das ganze Jahr über sowieso – bitte nicht jetzt!“ Es lohne sich, mit dem Kind darüber zu sprechen, dass gerade das Weihnachtsfest einer Patchworkfamilie noch mehr Gelegenheit zum Feiern bringt: „Wenn alles gut geht, haben die Kinder schließlich schöne Mama-Weihnachten und schöne Papa-Weihnachten.“ Dazu definiert man einfach einen Mama- und einen Papa-Bescherungstermin: „Beides kann am 24. Dezember sein oder einmal am 24. und einmal am 25. Dezember“, lautet der Rat.
Kein Wettkampf
Teure Geschenke machen das Fest für Kinder nicht unbedingt schöner: „Sie sollten nicht versuchen, sich als Elternteile mit Geschenken fürs Kind gegenseitig auszustechen. Es darf auch ruhig ein gemeinsames Geschenk für das Kind sein“, sagt Molitschnig. „Machen Sie keinesfalls negative Bemerkungen über die Präsente des getrennt lebenden Elternteils“, fügt Dunitz-Scheer hinzu. Und Geschenke von der neuen Stiefmutter oder dem Stiefvater dürfen auf jeden Fall angenommen werden. „Sollte das etwa der Mama zu viel Stress machen, bleibt das Geschenk halt beim Papa und das Kind spielt nur dort damit“, sagt Molitschnig.