Dass ihre Kinder selbstbewusst durchs Leben gehen, wünschen sich die meisten Eltern. Damit möchten sie die Basis dafür legen, dass das Kind später ein selbstbestimmtes Leben führen kann und offen auf die Welt zugeht. Laut Psychologin Luise Hollerer ist die Entwicklung eines positiven Selbstbildes, das sich bereits im ersten Lebensjahr zu formen beginnt, dafür zentral. In dieser Zeit entwickelt das Kind ein Bewusstsein für sich selbst und seine Handlungen. Motorische Aktivitäten wie Krabbeln und Aufstehen sind entscheidend, da sie dem Kind zeigen, dass es durch eigene Anstrengung Erfolge erzielen kann. „Wenn es ein Spielzeug haben will, strengt es sich an, bis es das erwischt. Das Interesse, das geweckt wurde, bringt das Kind zum Aktivwerden und das ist der Motor jeder Entwicklung“, sagt Hollerer.
Eltern sollten diese Entwicklungsschritte aufmerksam begleiten und angemessen kommentieren, um das Kind zu motivieren und ihm ein Gefühl von Erfolg zu geben, ohne dabei übertrieben zu loben oder ihm alles abzunehmen. Hollerer betont, dass die Autonomiebestrebungen der Kinder gefördert werden müssen: „Kinder sollten die Möglichkeit haben, sich selbst auszuprobieren und auch scheitern zu dürfen, um aus diesen Erfahrungen zu lernen. Entscheidend ist es, dass Eltern den Kindern zutrauen, Herausforderungen zu meistern. Dieses Vertrauen hilft den Kindern, ein Bild von sich selbst als kompetente, aktive und fähige Individuen zu entwickeln.“ Während das Selbstvertrauen sich stark auf die Kompetenzen eines Kindes bezieht, geht der Selbstwert tiefer. Er ist in dem Gefühl verwurzelt, geliebt und geborgen zu sein. Dies entwickelt sich insbesondere in den ersten Lebensmonaten durch eine verlässliche Bindung, also wenn Eltern prompt und angemessen auf die Bedürfnisse des Babys reagieren.
Während das Selbstvertrauen sich stark auf die Kompetenzen eines Kindes bezieht, geht der Selbstwert tiefer. Er ist in dem Gefühl verwurzelt, geliebt und geborgen zu sein. Dies entwickelt sich insbesondere in den ersten Lebensmonaten durch eine verlässliche Bindung, also wenn Eltern prompt und angemessen auf die Bedürfnisse des Babys reagieren.
Mit zwei bis drei Jahren verstärkt sich bei Kindern der Drang zur Autonomie. Sie wollen vieles allein machen und sind oft frustriert, wenn etwas nicht sofort gelingt. Hollerer: „Kinder, die in dieser Phase genügend Motivation und Zutrauen erfahren, sind eher bereit, weiterzuprobieren, auch wenn sie zunächst scheitern. Kinder, die hingegen wenig Gelegenheit haben, Dinge selbst auszuprobieren, können leicht verunsichert werden und sind weniger geneigt, neue Versuche zu wagen.
Ab dem 4. Lebensjahr sucht das Kind auch immer mehr seinen Stellenwert in der Gemeinschaft. Wenn Kinder dann die Erfahrung machen, dass sie zur Gemeinschaft beitragen dürfen, stärkt das auch ihr Selbstvertrauen. Sie können zum Beispiel den Tisch decken, jemandem etwas holen oder helfen, etwas für die Jause zuzubereiten. Man muss dann gar nicht übertrieben loben, denn das Gefühl „Ich bin Teil einer größeren Gemeinschaft“ wirkt selbstverstärkend.
Eltern sollten ihren Kindern auch zeigen, wie sie selbst mit Herausforderungen umgehen und Probleme lösen, allerdings ohne Perfektionismus zu verlangen. Stattdessen sollten sie eine „Gut genug“-Haltung annehmen, die den Kindern erlaubt, Fehler zu machen und daraus zu lernen.
Wirklich schaden kann man laut Psychologin Hollerer Kindern, wenn man sie daran hindert, selbstständig zu werden, selbst wenn man es gut meint: „Wenn man alles für das Kind tut, was es selbst schon könnte, verhindert man den Aufbau eines gesunden Selbstbildes. Es ist wichtig, die Erfahrung zu machen, dass es auch anstrengend werden kann, aber man vorankommt, wenn man dranbleibt. Anstrengung lohnt sich. Und das hilft dann auch bei Schule, Sport oder beim Lernen eines Instruments.“