Ein Forschungsteam aus den USA hat das erste Mal in der Geschichte Menstruationsprodukte mit Blut anstelle von Wasser getestet. Richtig gelesen: Bis jetzt wurden Binden und Tampons nicht mit Blut untersucht, sondern häufig mit Kochsalzlösung, welche eine völlig andere Konsistenz aufweist.
Obwohl täglich rund 800 Millionen Frauen auf der ganzen Welt ihre Periode haben, bleibt die Menstruation so etwas wie ein Tabuthema. Diese Haltung behindert die Forschung und verwandelt einen natürlichen Körperprozess in etwas, das oft mit Stigmatisierung und Normalisierung von Schmerzen in Verbindung gebracht wird, argumentieren Gynäkologinnen und Gynäkologen.
Starke Periode kann Hinweis auf Krankheit sein
Eine von drei menstruierenden Frauen weist eine starke Monatsblutung auf. Das kann sie in ihrer Lebensqualität einschränken und zusätzlich auf eine andere Grunderkrankung (z. B. eine Blutgerinnungsstörung) hinweisen oder auf ein erhöhtes Risiko für beispielsweise Eisenmangel. Eine Studie eines Forscherteams der Oregon Health and Science University in Portland (USA) wurde im Juni 2023 im British Medical Journal Sexual & Reproductive Health veröffentlicht.
Das Ziel der Studie des US-Forscherteams war, erstmals mit Blut die Saugfähigkeit/Füllkapazität verschiedener Menstruationsprodukte zu messen. Dafür verwendet wurden "Blutkonserven" aus roten Blutzellen – es sind die Überreste des Vollbluts, nachdem das Plasma und die Blutplättchen entfernt wurden. Insgesamt untersuchten die Forscherinnen und Forscher 21 Menstruationsprodukte verschiedener Größen, mit unterschiedlich starker Saugkraft – dazu gehörten Einlagen, Tampons, Menstruationstassen, Menstruationsscheiben und Periodenunterwäsche.
Die Scheibe für die Scheide
Die Testergebnisse der Studie zeigen: Menstruationsscheiben sind besser für starke Periodenblutung als traditionelle Produkte. Dabei handelt es sich um ein wiederverwendbares Periodenprodukt, das im Gegensatz zu manchen Einwegprodukten wie Tampons, Binden und Slipeinlagen keine Weichmacher enthält. Einige dieser Weichmacher wirken laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nämlich als hormonelle Schadstoffe, die die Fortpflanzungsfähigkeit schädigen können. Zudem produziert die Menstruationsscheibe (ähnlich wie die Menstruationstasse) im Vergleich zu Tampons weniger Müll.
Die für die Studie untersuchten Menstruationsscheiben konnten im Durchschnitt mit 61 Milliliter (ml) das meiste Blut halten, wobei eine der Scheiben 80 ml Blut enthielt. Zum Verständnis: Eine Person dürfte so eine Menstruationsscheibe nur drei- bis viermal pro Zyklus bis zum Rand füllen, um einen Blutverlust von über 80 ml nachzuweisen – was ein Hinweis auf HMB ("heavy menstrual bleeding") ist. HMB bedeutet auf Deutsch Menorrhagie, also eine zu starke und zu lange andauernde Menstruation.
Einer der Forscher der Universität in Portland sagte gegenüber "The Guardian", die Absorption von Menstruationsblut könne zwar nicht direkt gemessen werden, die konzentrierten Blutkörperchen würden der Konsistenz von Menstruationsblut aber näherkommen als Kochsalzlösung, die bisher (neben Wasser) für solche Tests verwendet wurde.
Falsche Angaben der Füllmenge
Saugfähige Unterhosen (Periodenunterwäsche) hielten bei der Untersuchung unabhängig von der Größe im Durchschnitt den geringsten Wert von zwei ml. Obwohl sie damit beworben werden, dass sie so viel Blut aufnehmen, wie es mehrere Tampons können. Das Ergebnis der Studie widerlegt aber, dass sie nur eine sehr hohe Menge Blut aufnehmen und das recht langsam. Tampons, starke Binden und Menstruationstassen hielten jeweils 20 bis 50 ml Blut. Die meisten Menstruationsprodukte gaben eine größere Füllkapazität an. Laut den Forschenden ist das (wahrscheinlich) auf Produkttests mit Nicht-Blut-Flüssigkeiten wie Wasser oder Kochsalzlösung zurückzuführen.
Einer französischen Umfrage aus letztem Jahr zufolge verwenden übrigens über 80 Prozent der Befragten Einwegbinden und fast 46 Prozent Tampons, wobei viele Frauen Tampons und Slipeinlagen/Binden gleichzeitig tragen. 15 von 100 Frauen verwendeten alternative Produkte wie Menstruationstassen.
Erste Studie mit dieser Erkenntnis
Als menstruierende Person sollte man wissen, wie viel Blut man verliert. Denn dieses Wissen ist von entscheidender Bedeutung für die Diagnose schwerwiegender klinischer Zustände. Den Erkenntnissen dieser Studie zufolge ist es wichtig, dass Patientinnen nach den von ihnen verwendeten Menstruationshygieneprodukten befragt werden, um ihren Menstruationsblutverlust beurteilen zu können. Sollte der Blutverlust während der Periode akut sein, können so Frauenärztinnen und -ärzte starke oder abnormale Menstruationsblutungen diagnostizieren und mögliche Krankheiten leichter frühzeitig erkennen.
Catherina May