Weiße Zähne und ein attraktives Lächeln - mit Slogans dieser Art werden Bleaching-Geräte online angepriesen und versprechen sofort sichtbare Ergebnisse. Durch eine Oxidationsreaktion durch Peroxid werden die Zähne aufgehellt. Dass die Geräte, die es online zu kaufen gibt, tatsächlich einen Effekt auf die Zahnfarbe haben, ist ein Mythos, wie Zahnmediziner und Bleaching-Experte Karl Glockner von der Med-Uni Graz aufklärt: "Seit Oktober 2012 gibt es eine EU-Richtlinie, die vorgibt, dass Bleichmittel zwischen 0,1 und 6 Prozent Peroxid nur von Zahnärzten verwendet und gekauft werden dürfen. Alles, was unter diesem Wert liegt, hat keine Bleichwirkung." 

Zudem erfordere das Bleichen der Zähne zuvor eine professionelle Zahnreinigung, so Glockner. "Damit der Zahn gebleicht werden kann, müssen vorab die Beläge, die sich auf natürliche Weise am Zahn bilden, entfernt werden", sagt er. Dafür werde eine Polierpaste oder ein Pulver verwendet. Warum die Entfernung des Belages notwendig ist? "Ansonsten wird nur der Belag gebleicht, der nach wenigen Tagen nachdunkelt und somit das Ergebnis nichtig macht."

Ätzendes Peroxid

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Ein weiterer Faktor, der bei der Heimanwendung von Bleaching-Produkten an den Zähnen nicht bedacht wird, sind Füllungen. "Diese kann man nicht bleichen, sie behalten ihre Farbe, was bedeutet, dass dunkle Bereiche am Zahn zurückbleiben." In der Zahnmedizin werden Menschen, die sich die Zähne bleichen wollen, deshalb vorab beraten. Auch wurzelbehandelte Zähne brauchen ein spezielles Verfahren. "Durch Blutungen sind diese Zähne danach häufig dunkler, in dem Fall wird hinten in das Loch, das bereits aufgrund der Wurzelbehandlung besteht, Bleichmittel in den Zahn gefüllt. Dadurch wird er aufgehellt", sagt Glockner.

Seit 30 Jahren beschäftigt sich Karl Glockner mit dem Thema Bleaching
Seit 30 Jahren beschäftigt sich Karl Glockner mit dem Thema Bleaching © Nikola Milatovic

Dass Wasserstoffperoxid nur an Zahnärzte verkauft wird, hat einen Grund. "Das Mittel wirkt bei hoher Konzentration ätzend auf das Zahnfleisch, deshalb muss auch bei professionellen Behandlungen vorab alles abgedeckt werden, um den Mundraum zu schützen", weiß Glockner. Die Temperatur, bei der die Zähne gebleicht werden, darf zudem 43 Grad nicht überschreiten, "sonst stirbt der Zahn ab", erklärt der Mediziner.

"Selbstmord für die Zähne"

Ein Grund, warum der Experte Polier- und Bleichzahnpasten unterdessen als "Selbstmord für die Zähne" bezeichnet: "Nicht nur scheuert man sich durch den hohen Anteil an Putzkörpern den Schmelz ab, dadurch werden die Zähne im Lauf der Jahre sogar dunkler." Freiliegende Zahnhälse, die im Alter vermehrt auftreten, können durch bleichende Zahnpasten außerdem empfindlicher werden.

Beim Bleachen muss das Zahnfleisch vor dem Peroxid geschützt werden
Beim Bleachen muss das Zahnfleisch vor dem Peroxid geschützt werden © focusandblur

Beim Zahnarzt kann man sich unterdessen bis zu viermal im Jahr mit einem langsam rotierenden Bürstchen oder Pulverstrahlgerät die Zähne professionell reinigen lassen, wodurch die Zähne sich zum Teil auch aufhellen und vor allem der gesamte Zahnhalteapparat langfristig gesund bleibt. "Der Schmelz remineralisiert sich bei dieser Methode binnen einiger Wochen selbst und geht nicht verloren", so Glockner. Eine weitere professionelle Methode, die einen langfristigen Effekt hat, sind speziell angefertigte Schienen, die mit dreiprozentigem Wasserstoff gefüllt und dann über Nacht getragen werden können. "Die Dosierung ist gering und deshalb auch harmlos." Nach einer Woche werde das Ergebnis dann kontrolliert.