Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden laut Sozialministerium bei 47 Prozent der Frauen und 38 Prozent der Männer als Todesursache angegeben. Dennoch gilt etwa der Herzinfarkt immer noch als "klassische Männerkrankheit". Männer haben medizinische Lehre und Praxis jahrhundertelang geprägt. Die Auswirkung auf Frauen, ihre Körper und Gesundheit ist bis ins Jahr 2022 zu spüren – etwa durch höhere gesundheitliche Risiken und auch Fehldiagnosen. Frauen unterschätzen ihr Risiko und erkennen Symptome zu spät, warnt das Rote Kreuz. Besteht der Verdacht auf einen Herzinfarkt, sollte sofort der Notruf gewählt werden, jede Minute entscheide über Leben und Tod.
Drückende Schmerzen im Brustbereich, Atemnot und Kaltschweißigkeit gehören zu den bekannten Symptomen – bei Männern. "Bei Frauen hingegen können die Symptome anders aussehen und werden daher oftmals gar nicht erst als solche erkannt. Dabei sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor die häufigste Todesursache in Österreich", sagte Katharina Pils, Chefärztin beim Österreichischen Roten Kreuz.
Betroffene klagen oft über ein Engegefühl und stechende Schmerzen in der Brust, die auch in die Arme ausstrahlen können, Atemnot, Übelkeit, Angstgefühle und Kaltschweißigkeit. Die Symptome können ganz plötzlich auftreten oder sich langsam entwickeln. Frauen haben häufig weniger heftige und nicht so eindeutige Symptome wie Männer. Sie berichten laut Pils öfter über ausstrahlende Schmerzen im Rücken, Hals, Nacken, Kiefer und Oberbauch, aber auch über Übelkeit und Erbrechen, fühlen sich meistens schwach und leiden unter Kurzatmigkeit.
Beschwerden werden oft ignoriert
Oft werden solche Beschwerden zunächst ignoriert, der Notruf gar nicht oder zu spät gewählt. "Frauen erleiden im Vergleich zu Männern oftmals erst im höheren Alter einen Herzinfarkt, nämlich etwa zehn Jahre nach den Wechseljahren. Studien zufolge sind ihre Chancen auf Genesung schlechter als bei Männern – umso wichtiger ist, dass auftretende Symptome ernst genommen werden und schnellstmöglich der Notruf gewählt wird", appellierte die Medizinerin.
Bei ersten Anzeichen sollte man sofort den Notruf 144 wählen. Die oder der Betroffene sollte sich, wenn möglich, auf den Boden setzen, mit den Armen abstützen und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes nicht mehr aufstehen. Wichtig ist, die Patientin oder den Patienten zu beruhigen und beengende Kleidung zu öffnen. Verliert die Person das Bewusstsein und ist keine normale Atmung feststellbar, sofort mit Herzdruckmassage beginnen. Falls ein Defibrillator zur Verfügung steht, sollte er zusätzlich eingesetzt werden. Wird ein Mensch innerhalb der ersten drei bis fünf Minuten nach einem Atem-Kreislauf-Stillstand defibrilliert, liegt die Überlebenschance bei 50 bis 70 Prozent, betonte das Rote Kreuz.