300 Haare aus ganz Europa sind für einen Pestizid-Check auf 30 in der EU zugelassene Pflanzenschutzmittel untersucht worden. Ein Nachweis von Rückständen von einem der 17 Herbizide, elf Fungiziden und zweier Insektizide gelang zumindest bei fast jeder dritten getesteten Person (29 Prozent bzw. 87 Teilnehmer), berichtete die Umwelt-NGO "Pesticide Action Network Europe" (PAN) in einer Aussendung.

Die NGO wies darauf hin, dass die 30 besagten Wirkstoffe nur ein kleiner Bruchteil (6,6 Prozent) der insgesamt 455 derzeit in Europa zugelassenen ausmacht. Die untersuchten Stoffe wurden aufgrund ihrer Verwendungshäufigkeit und ihrer potenziellen Toxizität für die menschliche Gesundheit und die Umwelt ausgewählt. Glyphosat wurde nicht berücksichtigt, da es eine andere Prüfmethode erfordere. Die Ergebnisse weisen laut Aussendung darauf hin, dass Pestizidrückstände häufiger in den Haaren von Landwirten und Landarbeitern nachgewiesen werden können (43,5 Prozent), was zeige, dass diese Personengruppe diesen Wirkstoffen am stärksten ausgesetzt ist.

Das Fungizid Tebuconazol wurde in 7,3 Prozent der Proben gefunden und war damit das am zweithäufigsten nachgewiesene Pestizid. Diese Substanz stünde nach Angaben der EU-Behörden im Verdacht, fortpflanzungsgefährdend zu sein und möglicherweise das Hormonsystem zu stören und kann auch zur Entstehung von Leberkrebs beitragen. Es steht auf der EU-Liste der 53 "Substitutionskandidaten" (CfS) und gehört zu den zwölf giftigen Pestiziden, die laut von PAN Europe sofort verboten werden sollten. Tebuconazol wird aber nicht nur als Pestizid verwendet, sondern findet sich auch in Holzschutzmitteln.

Sechs weitere sehr giftige Pestizide aus der CfS-Liste der EU wurden in den Haaren nachgewiesen. Weitere häufig gefundene Pestizide waren Prosulfocarb (Herbizid) und Acetamiprid (neonicotinoides Insektizid). Die 300 Proben wurden aus 14 verschiedenen EU-Ländern und der Schweiz, ganze drei Proben wurden dabei aus Österreich eingeschickt und analysiert.

Während sich Umwelt-NGOs für eine Reduzierung von Pestiziden einsetzen, beklagen Vertreter der Landwirtschaft, dass die EU plant, die Ziele der "Farm to Fork"-Strategie in einen rechtlichen Rahmen zu gießen, wie es in einem Ende Juni präsentierten EU-Entwurf hieß. Demnach wäre eine pauschale Reduktion der eingesetzten Pflanzenschutzmenge um 50 Prozent vorgesehen, ohne die Effizienz des Wirkstoffes und Vorleistungen der Mitgliedstaaten zu berücksichtigen.