"Wirkung ist, was du daraus machst": Mit diesem Slogan endet der fiktive Werbespot des "HomöopaTeas", der statt mit Zucker mit Globuli gesüßt ist. Einen solchen Eistee gibt es natürlich nicht wirklich zu kaufen, viel mehr handelt es sich dabei um ein Produkt, das nur hypothetisch in den Köpfen von Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim und ihrem Team entstanden ist. Die Idee dahinter: "Homöopathie mal nicht durch Aufklärung, sondern wirtschaftlich vom Markt verdrängen." Denn: Würde es einen solchen Eistee geben und würde man ihn zum Preis eines normalen Eistees verkaufen, könnte man Globuli viel günstiger als in Apotheken erwerben. Aber dazu später mehr.
Mai Thi Nguyen-Kim versus die Welt der Homöopathie
Gleich zu Beginn der Sendung warnt Nguyen-Kim vor, dass Homöopathie-Fans über den Inhalt der Folge eher "not amused" sein werden. Immerhin kündigt sie nichts Geringeres als die "Zerstörung der Homöopathie" an. Dafür wolle sie aber zunächst mal die Perspektive wechseln und davon ausgehen, dass Homöopathie tatsächlich wirke.
Dafür schaut sich die promovierte Chemikerin an, wie Globuli eigentlich hergestellt werden – beispielhaft an einem der meistverkauften Globuli, nämlich Arnica D12. Zur Herstellung muss der natürliche Wirkstoff – in dem Fall Arnica-Extrakt – in einem Verhältnis von 1:10 mit Wasser verdünnt werden, und zwar zwölfmal, weil es sich um eine D12-Potenz handelt. Der sehr stark verdünnte Wirkstoff wird danach in wiederum sehr geringer Menge auf die Zuckerperlen gesprüht, auf denen das Wasser dann wiederum verdunstet. Homöopathen zufolge würde sich das Wasser an die Wirkstoffe "erinnern" und die Globuli würden deswegen wirken.
Das Problem: Weil das Wasser verdunstet ist, kann es nicht mehr in den Globuli vorhanden sein. In der Folge verdeutlicht die Wissenschaftlerin, dass Homöopathie entsprechend nicht wirken kann.
Homöopathie-Herstellung: Die Rolle des Wassers
Würde sich Wasser tatsächlich "erinnern", ist laut Nguyen-Kim ja auch die Frage zu stellen, was eigentlich mit diesem "hochwirksamen" Wasser passiert, das für die Verdünnung des natürlichen Wirkstoffs ursprünglich verwendet wurde. "Wohin wird das gekippt? Doch hoffentlich nicht in den Abfluss?", fragt die Naturwissenschaftlerin mit Augenzwinkern. Weil es sich um ein offizielles Arzneimittel handelt, müsse es schließlich als Sondermüll entsorgt werden.
Auch hier hat die "MaiThinkX"-Redaktion nachgefragt: Laut den zuständigen Behörden und Ämtern wird das Abwasser, das als Nebenprodukt bei der Herstellung von Homöopathie-Produkten entsteht, tatsächlich behandelt wie normales Abwasser. Die nicht unironische Reaktion von Mai Thi Nguyen-Kim: "Spinnen die? Man kann doch nicht potenziertes Wasser voller Gedächtnis und Wirkung behandeln, als wäre es stinknormales Bodenwasser." Ein Indiz, das für die Wissenschaftsjournalistin eine deutliche Sprache spricht.
Der homöopathische Eistee
Aber was hat es mit dem homöopathischen Eistee auf sich, der zu Beginn der Sendung angekündigt wurde? Den würde Nguyen-Kim mit ihrem Team schließlich nur allzu gerne produzieren, schließlich ließe sich damit zeigen, dass Globuli "nichts anderes als Zucker" seien. Die Frage, die sich für die Wissenschaftsjournalistin aber stellt: Darf man eigentlich einen Eistee herstellen, der mit apothekenpflichtigen (!) Globuli gesüßt wird?
Die Antwort des deutschen Bundesgesundheitsministeriums: Ja. Es gebe keinerlei Bedenken, da die Zusammensetzung als Lebensmittel eingestuft werde. Als Vergleich wird dort angeführt: "Eine Cola, die Koffein enthält, oder ein Tonic Water, das Chinin enthält, sind ja auch keine Arzneimittel." Auf Rückfrage beim Landesamt für Verbraucherschutz hingegen erfährt die "MaiThinkX"-Redaktion, dass ein homöopathisches Arzneimittel als Zutat in Lebensmitteln nicht zulässig sei.
In Anbetracht der Tatsache, dass homöopathische Mittel vor dem deutschen Arzneimittelgesetz offiziell als Arzneimittel gelten, lassen die beiden sehr unterschiedlichen Antworten die promovierte Chemikerin kopfschüttelnd zurück. Wenn der Staat Homöopathie schon offiziell als Arznei anerkenne, dann sollten Behörden das zumindest konsequent auch so umsetzen. Mai Thi Nguyen-Kim: "Entweder Homöopathie wirkt und dann sollte man sie, wie jedes andere Arzneimittel auch, nicht einfach einnehmen. Dann dürfen sie aber auch nicht in die Umwelt gelangen und vor allem darf man damit dann keinen Eistee süßen. Oder – sie wirkt eben nicht."
Claire Herrmann