Alles stand still während der Hochzeit der Coronapandemie – auch für Victoria Eisterer vom Grazer Nagelstudio Averie. Erst 2019 hatte das Studio eröffnet, auf einmal wurde durch den Lockdown alles finster. Unterkriegen ließ sich die Geschäftsführerin dadurch aber nicht. "Dadurch hat sich für mich herauskristallisiert, dass ich auch gern noch etwas anderes machen würde."

Ein Ring um 300 Euro, den ihr Partner ihr geschenkt hatte, brachte die zündende Idee. "Er ist einfach schon nach zwei Wochen kaputtgegangen und ich habe mich gefragt, warum es so wenige Schmuckmarken gibt, die wirklich hochwertig und dennoch fair produziert und leistbar sind", so Eisterer – und nahm das Problem einfach selbst in die Hand.

Platz für Diversität

Gemeinsam mit ihrer Schwester Katharina Eisterer hob die Steirerin "Ikariia" aus der Traufe, der Name inspiriert von Victoria Eisterers Mitarbeiterin, einer gebürtigen Griechin. "In einem Hörbuch wurde die kleine griechische Insel Ikaria erwähnt und der Name ist irgendwie hängen geblieben, weil die Menschen dort angeblich so alt werden und für ihre Lebensfreude bekannt sind", so die Gründerin.

Im Dezember 2021 ging die Webseite der beiden Grazerinnen, die von ihren beiden Partnern Silvan Büttner und Luca Ehall im Hintergrund unterstützt werden, online. Diversität und Body Positivity ist der Fokus der beiden Gründerinnen. Models unterschiedlicher Ethnizitäten und Konfektionsgrößen präsentieren den Schmuck des jungen Unternehmens. "Wir wollen die Vielfalt unserer Gesellschaft abbilden und möchten zeigen, dass es diesen 'Normmenschen' einfach nicht gibt. Früher habe ich mich immer selbst dabei ertappt, mich mit anderen zu vergleichen oder mich in der Umkleide wegen meiner Dellen zu schämen."

Das Team von Ikariia
Das Team von Ikariia © Privat

50 Teile zum Kombinieren

Jedes der 50 Teile, die derzeit im Online-Shop zu finden sind, können miteinander kombiniert werden, sagt Victoria Eisterer. "Ich bin selbst immer komplett behangen und werde so oft angesprochen", lacht sie. "Wir sind selbst unser bestes Marketing." Hergestellt werden die Stücke aus Sterling Silver und recyceltem 18 Karat Vermeil Gold in Italien und Indien. "Unsere Lieferanten haben wir vorab geprüft, Nachhaltigkeit und faire Produktion war für uns einfach eine Grundvoraussetzung", sagt Eisterer. In Zukunft plant das Geschwister-Duo neben dem Webshop auch, temporäre Pop-up-Stände einzurichten. "Vielleicht geht sich in ein paar Jahren dann auch ein kleines Geschäft aus, das wir dann mehrere Monate haben können."

Rauschende Wellen und Insel-Gefühl legten auch den Grundstein für Soliluna, die Schmuckmarke der Kärntnerin Sabrina Wettl. "Ich habe am Strand auf Bali Muscheln gesammelt und mich dann zu Hause gefragt, was ich denn nun damit machen könnte. Da ich immer schon gern Schmuck gemacht habe, habe ich die Muscheln so verwertet", erzählt Wettl. Eine Freundin nahm die Kärntnerin, die hauptberuflich als Ergotherapeutin arbeitet, mit zu einem Flohmarkt. "Dort fanden meine Schmuckstücke wirklich guten Anklang, das hat mich so überrascht. Und auf einmal war Soliluna geboren."

Inspiration aus der Natur

Für den Namen ihres Unternehmens ließ sich Wettl von der Natur inspirieren. "Eigentlich wollte ich zuerst eine Verbindung zum Ozean ziehen, das hat mich aber nicht überzeugt. Dann dachte ich mir, ohne Sonne und Mond gäbe es keine Natur und aus diesem Gedanken ist der Name 'sol i luna' entstanden." Dass aus einer Urlaubsidee ein Unternehmen wird, hätte sich die Kärntnerin bis vor Kurzem nie vorstellen können.

Sabrina Wettl lässt sich von der Natur inspirieren
Sabrina Wettl lässt sich von der Natur inspirieren © Manfred Priess

Im Frühjahr 2022 folgte der nächste Meilenstein für die junge Unternehmerin, die Soliluna neben ihrem Job in einer Klinik betreibt – die britische Vogue klopfte an die Tür der Kärntnerin. "Als ich die Mail bekommen habe, war ich mir sicher, dass das eine Spam-Mail sein muss", sagt die Unternehmerin. Wenig später lachte das Kärntner Label aber dann tatsächlich aus der April-Ausgabe der berühmten Zeitschrift – immer noch ein surreales Gefühl, wie Wettl sagt, die ihr Unternehmen im Alleingang betreibt und jedes der Unikate selbst herstellt. In naher Zukunft stehen auch Zusammenarbeiten Content Creatorn und Mitgliedern der Kreativbranche an. "Da taste ich mich jetzt erstmals heran", freut sich die Kärntnerin.

Sabrina Wettl mit der Ausgabe der Vogue, in der Soliluna vorgestellt wurde
Sabrina Wettl mit der Ausgabe der Vogue, in der Soliluna vorgestellt wurde © Manfred Priess

Spende an The Ocean Cleanup

Für die Kärntnerin ist die Erwähnung eine Wertschätzung ihrer Arbeit, einen Euro pro verkauftem Produkt spendet sie an die Organisation The Ocean Cleanup, die sich für die Säuberung der Meere einsetzt. "Ich nehme mir Dinge von der Natur, also möchte ich auch etwas zurückgeben." Vor allem in der Schmuckbranche sei es grundsätzlich schwierig, die Herkunft von Rohstoffen nachzuvollziehen. "Es mangelt noch ganz viel an Transparenz und man kann oft wirklich nur vertrauen und versuchen, sich ausreichend zu informieren, da auch hinter Siegeln oft nicht das steckt, was versprochen wird", kennt Wettl die Tücken. "Ich will, dass die Rohstoffe, die ich nutze, konfliktfrei abgebaut werden, das zu überprüfen ist in gewissen Bereichen aber fast nicht möglich."