Auch in Österreich wird Hochrisikopersonen und über 65-Jährigen eine vierte Teilimpfung gegen Covid-19 empfohlen. Schweden war in dieser Hinsicht ab Jänner 2022 bei den über 80-Jährigen und Pflegeheimbewohnern früh dran. Das Ergebnis laut einer neuen Studie schwedischer Wissenschaftler: Vorübergehend bis zu 71 Prozent weniger Todesfälle.

Peter Nordström und seine Co-Autoren von der Universität Umea haben ihre Resultate vor wenigen Tagen in "The Lancet Regional Health" publiziert. Sie hatten Zugang zu nationalen schwedischen Registern. Die Wissenschaftler versuchten, den Effekt der vierten Teilimpfung gegen Covid-19 bei Menschen im hohen Alter zu bestimmen. Die aktuellen Empfehlungen in den westlichen Industrieländern wurden vor allem auf der Basis immunologischer Untersuchungen ausgesprochen. Durch Laboruntersuchungen ist ein schlechteres Ansprechen auf die Impfung belegt. Außerdem lässt die Schutzwirkung schneller nach.

Probanden im Schnitt 84 Jahre alt

Die Wissenschaftler führten ihre Studie in zwei Schritten durch: Zunächst verglichen sie die Daten von 12.262 Bewohnern von schwedischen Pflegeheimen im Alter von durchschnittlich 84 Jahren, die zum vierten Mal gegen Covid-19 geimpft worden waren, mit einer gleich großen Gruppe von Personen aus Pflegeheimen (gleiches Alters, gleiche gesundheitliche Verfassung, ohne vierte Teilimpfung). Das Ergebnis, so die Wissenschaftler: "Im Zeitraum zwischen sieben und 60 Tagen nach der vierten Dosis war die Sterblichkeit unter den zum vierten Mal Geimpften um 39 Prozent geringer. Dieser Unterschied ging aber auf 27 Prozent im Zeitraum von 61 bis 126 Tagen (nach der vierten Teilimpfung; Anm.) zurück." In der zweiten Phase, also rund zwei bis vier Monate nach dem "vierten Stich" war der Unterschied aber statistisch nicht mehr signifikant.
Jetzt, später oder nie: Wann man sich den vierten Stich holen sollte

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Der Einfluss einer medizinischen Maßnahme - in diesem Falle einer einzigen Teilimpfung - auf die Gesamtsterblichkeit (alle Ursachen) spricht für einen sehr hohen Effekt, weil sozusagen der Schutz dieser einen Intervention (vierte Teilimpfung gegen Covid-19) durchschlägt, obwohl es viele andere Todesursachen in dieser Altersgruppe auch gibt.

In der zweiten ähnlichen Untersuchung verglichen die Wissenschaftler alle über 80-jährigen Schweden, welche die vierte Impfdosis erhalten hatten (197.052 Personen), mit einer gleich großen Gruppe im selben Alter ohne die Impfung. Hier zeigte sich unter den noch einmal Geimpften sogar eine um 71 Prozent geringere Gesamtmortalität (alle Ursachen) im Zeitraum zwischen sieben und 60 Tagen nach der Impfung. Bis rund vier Monate nach dem 'vierten Stich' reduzierte sich dieser Schutzeffekt auf 54 Prozent, blieb aber weiterhin statistisch signifikant.

Verringerte Sterblichkeit nach viertem Stich

"Verglichen mit der dritten Dosis, brachte eine vierte Teilimpfung mit einer mRNA-Vakzine gegen Covid-19 während der Omikron-Welle eine verringerte Sterblichkeit aus jeglichen Ursachen in der Gruppe von Pflegeheimbewohnern und Hochbetagten innerhalb der ersten zwei Monate. Dann nahm die Schutzrate leicht ab", schrieben die Wissenschafter. Möglicherweise sollten Zukunft diese Menschen weiterhin in relativ kurzen Abständen gegen Covid-19 geimpft werden, weil ihr alterndes Immunsystem offenbar nur ein geringes "Gedächtnis" aufbaut, das im Falle eines neuerlichen Kontakts mit SARS-CoV-2 sofort wieder anspringt. Bei jüngeren Menschen mit intaktem Immunsystem bildet sich hingegen ein solches "Erinnerungsvermögen" heraus und schützt längerfristig.