Das Eis, es schmilzt auf den Gletschern der Alpen. Einen – im negativen Sinne – eindrucksvollen Beleg dafür lieferte zuletzt der Hintereisferner in den Ötztaler Alpen. Dieser zählt zu den größten Gletschern Tirols und wird seit mehr als 100 Jahren genau beobachtet. Und in diesem Jahr erreichte er so früh wie nie zuvor den sogenannten „Glacier Loss Day“. Das bedeutet, seit dem 22. Juni steuert der Hintereisferner auf eine negative Jahresbilanz zu. Er wird also mehr Masse verlieren, als er in der kalten Jahreszeit aufbauen konnte.

„Selbst wenn der Sommer 2022 ein 'normal warmer' Sommer werden sollte, wird sehr viel Gletschereis schmelzen. Es ist jetzt bereits mehr als die Hälfte des Gletschers nicht mehr mit Schnee bedeckt und somit der Sonne schutzlos ausgeliefert“, so Rainer Prinz von der Universität Innsbruck. Es handele sich dabei um eindeutige Klimawandel-Signale, die auf die menschengemachte Klimaerwärmung zurückzuführen sind. „Das sind Folgen unserer Treibhausgasemissionen, die uns heute bereits voll treffen“, betont Prinz.

Der Klimawandel bedroht auch die Ökosysteme in Österreich, diesen zu stoppen und umzukehren ist ein globaler Kraftakt. Doch es ist durchaus möglich, an kleinen Rädchen zu drehen – und wortwörtlich Schritt für Schritt die Welt etwas besser machen. Zum Beispiel, wenn man in den heimischen Bergen wandernd unterwegs ist. Und dabei geht es darum, möglichst wenige Spuren in der Natur zu hinterlassen. Das gilt für CO₂-Emissionen wie Plastiksackerl gleichermaßen.

Doch wie kann man seine Wanderung zwischen Tal und Berg klimafreundlich gestalten, wie die Natur in dem Zustand belassen, in dem man sie vorgefunden hat?

Die Anreise

CO₂ einsparen kann man etwa bei der Anreise. So kann man, statt mit dem eigenen Auto anzureisen, die Wanderroute so wählen, dass man Bus, Bahn oder Bim nutzen kann. „Das ist vor allem bei populären Bergzielen ein Vorteil“, sagt Herbert Raffalt, Wanderexperte der Kleinen Zeitung. „Denn dort können die Parkplätze an Wochenenden heillos überfüllt sein.“

Dass viele mit dem Auto zum Ausgangspunkt fahren, zeigt auch eine Umfrage des Alpenvereins unter 2300 Bergsportlern. 20 Prozent der Befragten saßen am Weg auf den Berg alleine im Auto, 37,8 zu zweit. Dass noch Luft nach oben ist, zeigen jene 69 Prozent der Befragten, die sich bei der Anreise eine verstärkte Öffi-Nutzung vorstellen können. Die Umfrage ergab zudem, dass 80 Prozent aufgrund der mangelhaften Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz in den eigenen Pkw steigen.
Doch es gibt mittlerweile Möglichkeiten, rasch und einfach die passenden Verbindungen zur Wanderroute zu finden. Etwa mithilfe von zuugle.at, einer Suchmaschine für Öffi-Bergtouren. In zahlreichen Orten gibt es auch kostengünstige oder kostenfreie Busse, welche die Wanderer zu den Startpunkten bringen. Es lohnt sich, in der Unterkunft oder bei Tourismusverbänden nachzufragen.

Eine weitere klimafreundliche Variante beobachtet Raffalt immer öfter: die Anreise per E-Bike. „Das ist vor allem bei längeren Wanderreisen sinnvoll“, erklärt der Steirer. „Man kann mit dem Auto in die Gegend reisen, dort aber dann das E-Bike für die Fahrten zu den Touren nutzen.“

Unterwegs am Berg

Bei der Wanderung selbst sollte man, um Tier- und Pflanzenwelt möglichst unberührt zu lassen, auf den Wegen bleiben. „In Österreich haben wir ein derart dichtes Wegenetz, das auch gut gepflegt ist, da ist es nicht notwendig, sich eigene Pfade zu suchen“, sagt Raffalt. Dies gilt auch für Mountainbiker. Auch sie sollten auf den Wegen bleiben, für Adrenalinjunkies bieten sich zudem eigens eingerichtete Downhill- bzw. Trail-Strecken an – wie etwa jene, welche die Planai hinunterführt.
Für Hundehalter gilt: Generell ist der Vierbeiner an der Leine zu führen. Mit einer Ausnahme: wenn man auf eine Kuhherde trifft. „Dann sollte man den Hund ableinen, damit er sich seinen Weg durch die Herde suchen kann“, empfiehlt Raffalt.

Der Müll

Die gemeinsame Jause am Berg, wenn man es sich an einem schönen Platz gemütlich macht und den Ausblick genießt – das sind Augenblicke, an die man sich gern zurückerinnert. Damit diese Pausen in der Umwelt keine Spuren hinterlassen, sollte man versuchen, auf Einwegverpackungen zugunsten von wiederverwendbaren Jausenboxen oder Trinkflaschen zu verzichten. Mit in den Rucksack gehört ein Plastiksackerl, um den Müll mit ins Tal nehmen zu können. Auch wenn man auf den Wegen Weggeworfenes sieht, sollte man es mitnehmen. Raffalt empfiehlt, das Sackerl erst zu Hause zu entsorgen. Zu häufig sind die Mistkübel, vor allem bei stark frequentierten Parkplätzen, voll.
So lässt sich mit ein paar Handgriffen der CO₂-Fußabdruck verringern.