Aktuell sind Schulkinder zwei- bis dreimal so oft von Infektionen betroffen, wie andere Altersgruppen, so Zwiauer er vor Medizinern. Es gäbe bei ihnen auch schwere Verläufe und manche erkranken nach der akuten Infektion an einem lebensbedrohlichen Multiorgan-Entzündungssyndrom.

"Wir wissen heute, dass Kinder leider aktiv am Infektionsgeschehen teilnehmen und selten, aber doch schwer erkranken", so Zwiauer, der an der von der Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems arbeitet und Mitglied im Nationalen Impfgremium ist. Wirklich "aufgeschreckt" wurde die Kinderheilkunde aber vor allem dadurch, dass manche der jungen Patienten erst nach einer akuten Erkrankung mit einem Entzündungssyndrom namens "Multisystem Inflammatory Syndrome in Children (MIC-S)" im Krankenhaus landen, berichtete er.Viele von ihnen müssten auf der Intensivstation versorgt werden, denn das Syndrom ist lebensbedrohlich und betrifft stets verschiedene Organsysteme, wie die Augen, die Haut und das Herz. Bei den meisten der betroffenen Kinder (80 Prozent) läge keine Grunderkrankung vor. Außerdem könnten die Jüngsten auch von "Long-Covid" heimgesucht werden, was ihnen etwa Müdigkeit, Erschöpfung, Kopf- und Brustschmerzen, Fieber und Angststörungen beschert.

Deshalb gäbe es in Österreich eine klare Empfehlung, alle fünf- bis elfjährigen Kinder zu impfen, sagte er. "Hier überwiegt der Schutz für die Kinder eindeutig das Risiko". Obwohl sie nur ein Drittel der Dosis der Erwachsenen bekämen, hätten sie eine gleich gute Immunantwort und gleich hohe Antikörperspiegel. "Die Impfung wirkt offensichtlich sehr gut, weil das Immunsystem der Kinder auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit ist", meinte der Mediziner.

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"Keinerlei Sicherheitsbedenken"

Da die am 25. November in der EU für Kinder zugelassene "Comirnaty" Impfung (des Herstellers BioNTech/Pfizer) schon seit einem Monat in den USA in dieser Altersgruppe verabreicht wird, könne man auf den Erfahrungsschatz aus Übersee zurückgreifen, erklärte er: "Bis dato gibt es von dort nach knapp 3,7 Millionen Erst- und gut 10.000 Zweitimpfungen keinerlei Sicherheitsbedenken, und keine Hinweise auf andere Nebenwirkungen, als bei den übrigen Altersgruppen".

Laut Zulassungsstudie müsse man bei den Kindern ebenso wie bei Erwachsenen mit lokalen Impfreaktionen rechnen, also Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle. Selten käme es zu "systemischen" Reaktionen wie Müdigkeit und Kopfschmerzen. Der "wahrscheinlich einzig mögliche Problemfall" wäre ein "sehr niedriges Risiko für Myokarditis (Herzmuskelentzündung), die aber eigentlich immer ohne Folgeschäden abheilt", sagte der Kinderarzt. Als Vorsichtsmaßnahme sollten sich die Kinder bis etwa vier Tage nach der Impfung schonen und eine Woche lang keinen intensiven Sport betreiben.

Er rät Eltern vehement ab, ihre Kinder eine "Corona-Party" besuchen zu lassen, damit sie sich dort mit SARS-CoV2 anstecken. "Die Infektion hat im Gegensatz zur Impfung ein nicht kalkulierbares Risiko", erklärte er. Solche Aktionen wären daher aufs Schärfste zu verurteilen.