Der erste Lockdown hat neben bekannten Effekten, wie dem starken Rückgang bei der Mobilität, u.a. auch die Zeit reduziert, die Herr und Frau Österreicher zur Körperpflege aufwendeten. Das ist ein Ergebnis einer für Österreich repräsentativen Studie von Wiener Forschern. Während sich etwa für Männer die Erwerbsarbeitszeit reduzierte und die Freizeit verlängerte, brachte die ungewohnte Situation für Frauen im Schnitt jedoch kaum Erleichterungen, zeigen die Daten.

Ein Forschungsteam vom Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien untersucht immer wieder das Mobilitätsverhalten, die Zeitnutzung und die Konsumausgaben der Bevölkerung. Derartige Erhebungen wurden auch im Herbst 2019 bis zum Frühjahr 2020 und dann vor allem während des ersten Lockdowns in Kombination mit der Konsumerhebung der Statistik Austria durchgeführt. Mit an Bord waren auch Experten der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, des Fonds Gesundes Österreich und der Austrian Energy Agency, heißt es am Mittwoch in einer Aussendung der Boku. An den Befragungswellen des sogenannten "Mobility-Activity-Expenditure Diary" (MAED) nahmen insgesamt 908 repräsentativ ausgewählte Österreicher teil, wie die Forscher auf der Projektwebsite darlegen.

Die Unterschiede zwischen Mann und Frau

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"Es gibt vermutlich weltweit keine derart umfassende Vergleichsstudie, weil niemand mit dieser Krise gerechnet hat und die vielen Studien, die dann folgten, die Vorher-Situation nicht haben", so Projektleiter Reinhard Hössinger.

Die bereits in zahlreichen Erhebungen gefundenen Unterschiede zwischen Frau und Mann im Lockdown fanden sich auch hier: So reduzierte sich die für die Erwerbsarbeit aufgewendete Zeit bei Männern um fast eine Stunde täglich im Durchschnitt, bei Frauen lag die Reduktion nur bei wenigen Minuten. Zwar wendeten Männer im ersten Lockdown um rund eine halbe Stunde täglich mehr Zeit für Hausarbeit auf, blieben aber trotzdem deutlich hinter der Hausarbeitszeit von Frauen zurück. Männer konnten sich laut den Angaben auch über einen etwas größeren Freizeitzuwachs freuen als Frauen. Im Schnitt kamen Männer auch auf ein Schlaf-Plus von 20 Minuten, während Frauen etwas an Schlafenszeit einbüßten.

Der vielfach dokumentierte und mit den Eindämmungsmaßnahmen angestrebte Mobilitätsrückgang wirkte sich insgesamt am stärksten aus: "In unseren Daten ist die Mobilitätsnachfrage um 36 Prozent eingebrochen, aber die einzelnen Verkehrsmittel waren sehr unterschiedlich betroffen. Der öffentliche Verkehr hat über 60 Prozent verloren", so Hössinger.

Sekundäraktivitäten

Auch dokumentiert wurde die Zunahme an sogenannten "Sekundäraktivitäten" - also Dinge, die während der Erledigung einer Haupttätigkeit noch zusätzlich nach Aufmerksamkeit schreien. Ein Lied davon singen können etwa Menschen, die das erzwungene Homeoffice mit von Kindergarten- oder Schulschließungen betroffenen Kindern verbrachten. Allerdings sei auch die zunehmende Computerarbeit ein Antreiber des Trends zum Multitasking.

Ein für die Wissenschafter überraschender Effekt war "der starke Rückgang in der Zeit für persönliche Tätigkeiten, womit hauptsächlich die Körperpflege gemeint ist. Dafür wurden nach dem Lockdown im Schnitt um 25 Minuten weniger pro Tag aufgewendet", sagte der Projektleiter. Das hänge mit den Mobilitätsrückgang zusammen: "In dem Ausmaß, in dem Leute seltener aus dem Haus gegangen sind, haben sie auch die Körperpflege nicht mehr so genau genommen."