Sie und Ihre Frau haben in der Oststeiermark einen „Wüstengarten“ angelegt, voller Kakteen und Yukkas. Ein Exotengarten mit fließenden Grenzen zwischen ganz normaler heimischer Vegetation. Wie kam es dazu?
Gerhard GUSSMAGG: Entstanden ist die Idee 2003 in einem extrem heißen, trockenen Sommer. Wir haben einen trockenen Hang im Garten und haben uns überlegt, was wir tun könnten, wenn die Sommer noch extremer werden. Wir hätten schon damals nicht das Wasser gehabt, um zu gießen. Also haben wir überlegt, welche Pflanzen mit wenig Wasser auskommen. 2004 haben wir mit der Umsetzung begonnen, es hat funktioniert, und der Garten ist gewachsen und gewachsen.
Was waren damals die ersten Schritte?
Gerhard GUSSMAGG: Viele Pflanzen, die die Trockenheit gut vertragen, kommen mit der Nässe gar nicht zurecht. Deshalb ist eine gute Drainage wichtig, durch die das Wasser schnell versickern kann. Wir haben Kiese und Sande eingearbeitet, aufgeschüttet und darin eingepflanzt.
Wir reden hier aber von einem Hang? Anders als auf ebenem Gelände, fließt das Wasser hier ohnehin gut ab.
Gerhard GUSSMAGG: Hang oder Ebene: Letztlich ist das kein so großer Unterschied, weil es nicht um das Oberflächenwasser geht, sondern um das Wasser in der Erde selbst, der Boden muss durchlässig sein.
Die natürlichen Gegebenheiten müssen aber wohl auch passen. Wie haben Sie den Boden für Yukka, Kakteen & Co. vorbereitet?
Gerhard GUSSMAGG: Wir haben am Anfang viel experimentiert und alles gelesen, was es dazu gibt. In der Literatur steht überall, dass man Sande und Kiese verwenden muss, wir haben aber festgestellt, dass das bei unserem steinigen, kiesigen Untergrund gar nicht nötig ist.
Welches Kies- oder Steinmaterial empfehlen Sie?
Gerhard GUSSMAGG: Das, das leicht und günstig in der eigenen Region zu bekommen ist. Egal, ob Kalkgestein oder etwas anderes: Es geht alles. Sand muss man nur bei lehmigen Böden beimischen. Es gibt allerdings auch trockenheitsverträgliche Pflanzen, die man in den Lehm setzen kann. Wir beschäftigen uns viel mit Kakteen, weil wir durchlässigen Böden haben. Viel Aufwand zu betreiben, wäre nicht nachhaltig.
Das heißt dann wohl: Wenn der Boden nicht gerade lehmig ist, muss man bei der Vorbereitung nicht in die Tiefe gehen?
Gerhard GUSSMAGG: Nein, da braucht man keine Drainagen oder Schotter. Wir haben unsere Beete etwa 10 cm hoch mit einem Kiesgemisch abgedeckt, da wächst auch nicht viel Unkraut. Und es sieht naturnah aus.
Bei der Pflanzenauswahl hatten Sie und Ihre Frau als gelernte Gärtner wohl einen Startvorteil?
Gerhard GUSSMAGG: Ja, wir sind beide Gärtner, trotzdem war es nicht leicht. Wir haben einfach alles zum Thema aufgesaugt, was zu finden war und haben es getestet. Leider war nicht jede Information richtig. Das ist heute nicht anders. Wir haben also viel getestet und selber weiterentwickelt. Wenn eine Pflanze aus einer bestimmten Region in Südafrika tatsächlich winterhart war, haben wir versucht, an Pflanzen heranzukommen, die gemeinsam mit dieser winterharten Pflanze wachsen - und haben Sie dann bei uns getestet. So ist es mehr und mehr geworden.
Auf den Punkt gebracht: Was konkret müssen diese Exoten können, um in unseren Breitengraden im Freien zu überleben?
Gerhard GUSSMAGG: Bei uns müssen sie in erster Linie frosthart genug sein, die Hitze und die Trockenheit des Sommers vertragen, aber genauso die Nässe im Winter.
Was in Ihrem Wüstengarten wächst, wird im Winter also nicht überdacht bzw. eingehaust?
Gerhard GUSSMAGG: Am Anfang haben wir einen Nässeschutz errichtet, weil man das einfach so gelesen hat. In den letzten Jahren sind wir davon abgekommen, weil es nicht notwendig ist. Und die Kälte ist sowieso nicht das Problem, winterharte Pflanzen halten im Schnitt minus 15 Grad aus. Kakteen, die diese Kriterien erfüllen, werden mittlerweile schon im Gartencenter verkauft. Auf diese Angaben kann man sich verlassen.
Ihre Empfehlung für alle, die mit einem kleinen „Wüstenbeet“ beginnen wollen?
GERHARD GUSSMAGG: Auf jeden Fall Yukkas und winterharte Kakteen. Dazu Übergänge mit Gräsern und zum Beispiel rotem Sonnenhut.
Sie hatten im Laufe der Jahre ja schon viele Besucher in Ihrem Garten. Haben Sie Nachahmer gefunden?
GERHARD GUSSMAGG: Viele wollen es zumindest im kleinen Stil nachmachen, etwa ein kleines Beet in der Einfahrt.
Sie waren mit Ihrem Wüstengarten am Anfang die absoluten Pioniere, gibt es mittlerweile einen Trend in diese Richtung?
GERHARD GUSSMAGG: Nein. Ich komme als Gartengestalter in viele Gärten. Die Kunden denken meistens, dass eine Bewässerung in den Garten gehört. Viele Pflanzen, die wir damit auch bewässern, vertragen dies aber gar nicht: Etwa Zistrosen, die brauchen die Trockenheit, sonst sterben sie wie die Fliegen. Der Verkaufsschlager sind aber Bewässerungssysteme, nicht trockenheitsliebende Pflanzen.
Eine kleine Zeitreise durch bald 20 Jahre Wüstengarten: Was war für Sie als Wüstengarten-Gestalter der größte Aha-Effekt?
GERHARD GUSSMAGG: Ich musste lernen, dass man Pflanzen nicht gießt. Man glaubt nämlich nicht, dass die das aushalten, und wie gut die mit steiniger und schlechter Erde zurechtkommen. Es wird hierzulande generell zu viel und zu häufig gegossen.