Endlich die Fenster aufmachen und die warme Luft in die Wohnung hineinlassen, endlich die Balkontüren öffnen und draußen in der Sonne sitzen. Was Frauchen und Herrchen genießen, endet jedes Jahr für Tausende Katzen mit einem Unfall, weil die Tiere aus ungesicherten Fenstern, von Dachterrassen und Balkonen stürzen.  

Eine frühere Erhebung der Tierschutzombudsstelle Wien hat ergeben, dass im Sommer in Wien rund 15 Katzen täglich in Folge von Fensterstürzen medizinisch behandelt werden müssen. Alleine an der Veterinärmedizinischen Universität Wien werden zwischen April und Oktober bis zu 140 betroffene Stubentiger nach solchen Stürzen behandelt.

„Am häufigsten treten Verletzungen im Bereich des Kopfes und des Brustkorbs sowie Frakturen der Extremitäten auf“, sagt Lea Liehmann, Weichteilspezialistin für Kleintiere an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „Der Fenstersturz ist lebensgefährlich, die meisten Katzen sind nach dem Aufprall im Schockzustand und müssen sofort zum Tierarzt gebracht werden.“

Bereits bei Stürzen aus dem zweiten oder dritten Stockwerk können Katzen Traumata und Verletzungen erleiden, die in der Tiermedizin als „High-Rise Syndrom“, kurz HRS, bekannt sind. Aus großer Höhe können die Samtpfoten eine Fallgeschwindigkeit von bis zu 100 Stundenkilometer erreichen. Dann führt ein spezieller Reflex dazu, dass sie die Beine horizontal vom Körper weg strecken. Dies bremst zwar die Fallgeschwindigkeit und führt zu einer gleichmäßigeren Verteilung der Krafteinwirkung beim Aufprall.

Gleichzeitig kommt es dadurch jedoch häufiger zu Verletzungen des Kopfes und des Körperstamms, vor allem des Brustkorbs. Zusätzlich können die Bauchorgane wie Leber, Milz, Harnblase oder Bauchspeicheldrüse betroffen sein.

Besonders traurig ist das Thema vor dem Hintergrund, dass das Anbringen von geeigneten Schutzvorrichtungen, durch die Tiere nicht aus Fenstern oder von Balkon fallen können, in Österreich gesetzlich vorgeschrieben ist. Katzenhalter, die dieser Pflicht nicht nachkommen, begehen Verwaltungsübertretungen und müssen mit Strafen bis zu 7500 Euro rechnen, sagt Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien.

Neben Eigenbau-Varianten zum Sichern von Fenstern und Balkonen gibt es die Möglichkeit, fertige Katzenschutzsysteme im Fachhandel zu kaufen oder sich individuelle Lösungen von auf Absturzsicherungen spezialisierten Firmen erstellen zu lassen. „Bitte beachten Sie, dass Installationen, die mit baulichen Veränderungen verbunden sind, also etwa Bohrungen in Fensterrahmen oder der Hausfassade, unbedingt vorher von Hausverwaltung oder Eigentümer genehmigt werden müssen und nur von Fachleuten ausgeführt werden sollten“, sagt Persy.

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