Benny wurde nur acht Wochen alt. Mit anderen Welpen kam er im Kofferraum eines Autos aus der Slowakei nach Wien. Seine Besitzer hatten den Hund im Internet bestellt – fünf Tage nach der Zustellung musste er von seinen Qualen erlöst werden. Geblieben sind eine Tierarztrechnung von 2000 Euro, der Anschaffungspreis von 1300 Euro und eine traurige Geschichte.
Eine Geschichte, wie sie immer öfter vorkommt. Die Nachfrage nach Haustieren ist stark gestiegen: in den Tierheimen, aber leider auch bei illegalen Anbietern im Internet. Dahinter stecken in der Regel Händler, die ihre Ware Welpen unter schrecklichen Bedingungen in Vermehrungsstationen „produzieren“. „Illegale Tierhändler zählen zu Gewinnern der Corona-Pandemie“, sagt Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien.
Ein paar Klicks und dann bekomme ich mein Haustier prompt geliefert. Die böse Überraschung kommt meist dann, wenn das Tier – egal, ob Hund oder Katze – geliefert wird und sich als Betrug entpuppt. „Man bekommt Tiere, die zu früh von Mutter und Geschwistern getrennt wurden, Schlimmes erlebt haben und oft auch krank sind“, sagt Persy. Genau die Gründe übrigens, aus denen viele Menschen kein Tier aus dem Tierheim adoptieren wollen. „Die Menschen bestellen einen perfekten Welpen und bekommen ein traumatisiertes Häuflein Elend.“
Neben der Bequemlichkeit des Onlinekaufs mag bei manchen auch eine Rolle spielen, dass man auf den Wunschhund in Tierheimen oder beim guten Züchter in der Regel einige Wochen oder Monate warten muss, während die Welpenindustrie laufen „nachproduziert“ werden.
Dabei sind die Welpen aus den Tierfabriken längst nicht mehr zu Schleuderpreisen zu haben: „Es gibt inzwischen Vermehrer aus Osteuropa, die sich mit sehr professionellen Onlineauftritten als Züchter ausgeben und die man auch am günstigen Preis nicht mehr erkennen kann. Die Preise sind mit der Nachfrage gestiegen – und sie verleihen den Händlern eine Scheinseriosität“, sagt Elisabeth Penz von Vier Pfoten. Für potenzielle Käufer wird es immer schwieriger, zwischen seriösen und unseriösen Angeboten zu unterscheiden: „Zur Übergabe werden inzwischen oft Hündinnen mitgenommen, die das vermeintliche Muttertier darstellen sollen.“
Grundsätzlich empfehlen Persy und Penz, gar keine Tiere im Internet zu kaufen. Eindeutiges Warnzeichen ist es aber, wenn ein Händler mehr als eine Rasse anbietet. Gerade wenn es sich um Rassen handelt, die im Trend liegen, wie beim Mops oder der Französischen Bulldogge. Bei den Katzen sind es Bengalen oder Schottische Faltohrkatzen, Letztere fallen in Österreich unter Qualzucht.
Entpuppt sich das Angebot als Betrug, sollte man vom Kauf unbedingt Abstand nehmen: „Auch wenn es einem das Herz bricht, weil einem das Tier leidtut“, sagt Penz. „Denn für jeden verkauften Welpen rückt einer nach. Dahinter steht eine riesige Maschinerie.“ Vielmehr sollte man die Polizei, den zuständigen Amtstierarzt und die Tierschutzombudsstelle einschalten, damit die Tiere konfisziert werden können. „Leider wollen viele, die auf illegale Tierhändler hereingefallen sind, keine Anzeige erstatten“, sagt Persy.
Dabei wären die Verfolgung und die Verweigerung des Konsums zwei der stärksten Waffen wider illegalen Tierhandel: „Es gibt seit der letzten Novelle des Tierschutzgesetzes zwar strengere Regeln, was das Inserieren von Tieren im Internet angeht. Aber wie immer hapert es mit dem Vollzug“, sagt Penz.
Auch bei den Gesetzen gehöre nachgeschärft: Eines dieser Schlupflöcher ist die in Österreich geltende Ausnahmeregelung bei der „grenzüberschreitenden Verbringung von Heimtieren“. Bestätigt ein Händler, dass der Welpe seit Geburt keinen Kontakt zu wild lebenden Tieren hatte, kann er das Tier ohne Tollwutimpfung ins Land bringen. „Normalerweise wäre das erst mit Tollwutschutz möglich, also frühestens ab einem Alter von 15 Wochen“, so Persy. „Mit dieser Ausnahme wird der Handel mit ganz jungen Welpen gefördert.“ Dringend notwendig wäre eine Anpassung der Regelung an die in anderen EU-Ländern übliche Vorgehensweise.
Von Karin Riess