Der "World Obesity Day" steht im Schatten von Corona, der Kampf gegen Übergewicht bleibe vielfach auf der Strecke. Dabei wären adäquate Therapieangebote wichtiger als je zuvor, betonte das Vorsorgeinstitut SIPCAN (Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition). Gerade starkes Übergewicht würde das Risiko für einen schweren Covid-19 Verlauf erhöhen. Adipöse haben nicht nur ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Hospitalisierung bei Corona, sie benötigen auch eher intensivmedizinische Behandlung und weisen ein erhöhtes Todesrisiko auf. Übergewichtige würden sich auch eher infizieren als Normalgewichtige. 

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Nahrung mit geringer Kaloriendichte

Ziel sollte sein, energiedichte Nahrung (vor allem Süßigkeiten oder gesättigte Fette) durch Nahrung mit geringer Kaloriendichte und hohem Nährstoffgehalt (vor allem Obst und Gemüse) zu ersetzen und sich mehr und regelmäßig zu bewegen. Joakim Huber: "Der richtige Zugang wäre, alle verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten in einem multiprofessionellen Team individuell auf den Patienten abzustimmen. Dazu gehören neben der Lebensstiländerung als Basis auch medikamentöse Therapien und die bariatrische Chirurgie.“

Jeder dritte Bub, jedes vierte Mädchen

Besonders erschreckend: Bereits im Kindesalter ist Übergewicht ein immenses Problem. Schon mit 8 Jahren sind jeder dritte Bub und jedes vierte Mädchen übergewichtig oder adipös.

Damit sind oft bereits im Kindesalter die Grundsteine für gewichtsbedingte Krankheiten gelegt, denn: Adipositas ist nicht nur eine komplexe Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit, die mit zunehmendem Gewicht weiter eskaliert. Sie ist auch Treiber für Folgekrankheiten, wie Bluthochdruck, Diabetes, das „metabolische Syndrom“, das zu Schlaganfall und Herzinfarkt führen kann, und sogar Krebs. Schockierend zudem: Adipöse Menschen in Österreich haben ein im Schnitt um 2,6 Jahre vorgezogenes Lebensende – nur aufgrund des Gewichts.

Menschen werden noch immer stigmatisiert

Obwohl Übergewicht komplexe Ursachen hat, werden adipöse Menschen bis heute stigmatisiert und erhalten zudem oft viel zu spät medizinische Hilfe. Das geht auf Kosten der Betroffenen, der Gesundheitskassen und der Wirtschaft.

Laut OECD-Daten gehen Industriestaaten rund 3,3 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes durch Übergewicht verloren. Das exzessive Gewicht macht erwerbsunfähig, das Ergebnis sind Arbeitsausfälle und verfrühte Pensionierungen. Geschätzte 8 Prozent der Gesundheitsausgaben in Österreich fließen in die Behandlung von Adipositas und ihre Folgekrankheiten. Das hieße beispielsweise ganze 3,5 Milliarden Euro allein im Jahr 2019.

Die Zahl an Betroffenen steigt weiter stark an, sie hat sich laut WHO seit 1975 verdreifacht. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis auch europäische Länder wie Österreich von der Kostenlawine überrollt werden – wie es in den USA längst geschehen ist.

Teufelskreis des Hungers

Bedingt durch Genetik und Umwelt ebenso wie durch natürliche ‚Hungertreiber‘ wie etwa Stress kommt es bei Adipositas zu einer Vermehrung von hormonaktivem Viszeralfett (Bauchfett) mit weitreichenden Folgen. Dieses Fett schickt auch Heißhungersignale ans Gehirn. Fazit: Je dicker der Bauch, desto dicker der Hunger, desto dicker der Bauch. Ein Teufelskreis.

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Durch die schrittweise Reduzierung von Gewicht lässt sich sogar bei bereits entstandenen Krankheiten eine Umkehr erreichen. Schon 5 bis 10 Prozent Gewichtsreduzierung kann bei übergewichtigen Menschen zu einer Verbesserung von gewichtsbedingten Krankheiten wie Bluthochdruck führen.