Für einen Corona-Schutz durch Vitamin-D-Ergänzungsmittel gibt es nach Erkenntnissen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)keinen zuverlässigen Beleg. Auch eine eindeutige Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel und einem schweren Krankheitsverlauf sei nach bisheriger Studienlage nicht nachgewiesen, heißt es in der jüngsten DGE-Fachinformation zum Thema.
"Aussagekräftige Studien dazu, ob ein Mangel an Vitamin D einen kausalen Einfluss auf die Schwere einer Covid-19-Erkrankung hat, haben wir nicht“, stellt auch Stefan Pilz, Endokrinologe an der Med Uni Graz, klar.
Mangel an Vitamin D
Was es jedoch gibt, sind Hinweise und biologische Hypothesen. So zeigt sich zum Beispiel, dass Menschen mit dunklerer Hautfarbe in Großbritannien oder den USA häufiger schwer erkranken – neben sozialökonomischen Unterschieden könnte das auch daran liegen, dass Menschen mit dunklerer Haut eher zu einem Mangel an Vitamin D neigen.
Das Fazit der deutschen Ernährungswissenschafter: "Derzeit liegen keine Argumente vor, die eine Supplementation von Vitamin D bei Personen mit adäquatem Vitamin-D-Status mit dem Ziel der Prävention einer SARS-CoV-2-Infektion oder der Verringerung des Schweregrades einer Covid-19-Erkrankung begründen können." Dass die Pandemie auf der Nordhalbkugel ihren Höhepunkt zu einer Jahreszeit erreichte, in der die Vitamin-D-Spiegel am tiefsten sind, wird ebenso ins Treffen geführt wie der Fakt, dass Übergewicht ein besonders großer Risikofaktor ist – und Übergewichtige häufig einen Vitamin-D-Mangel haben. „Vitamin D wird im Fettgewebe eingelagert und steht bei übergewichtigen Menschen weniger zur Verfügung“, erklärt Pilz.
Kann vor Atemwegsinfekten schützen
Was heute schon belegt ist: Vitamin D kann vor Atemwegsinfekten schützen, das habe eine große Metaanalyse aus dem Jahr 2017 gezeigt, sagt Pilz. „Tägliche geringe Dosen von Vitamin D, die vorsorglich eingenommen wurden, konnten vor Infekten der Atemwege schützen – der Nutzen war bei jenen Menschen am größten, die einen schweren Vitamin-D-Mangel hatten.“ Der Hintergrund: Vitamin D spiele eine wichtige Rolle im Immunsystem, die Immunzellen im Körper seien ein Zielorgan für das Vitamin D und mit Rezeptoren dafür ausgestattet.
Nicht überdosieren
Um einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen, empfiehlt der Grazer Endokrinologe Stefan Pilz 800 Einheiten täglich. Damit könne man den schweren Mangel verhindern, laufe aber nicht Gefahr, überzudosieren, denn der Körper könne bei gefüllten Speichern das überschüssige Vitamin D abbauen. „Diese Selbstregulation hat aber Grenzen, extrem hohe Dosen kann der Körper nicht ausgleichen“, sagt Pilz – und spielt auf kursierende Empfehlungen von 100.000 Einheiten und mehr an. Eine Überdosis kann Folgen haben: So könne die Niere schwer geschädigt werden, sagt Amrein.