Es ist das Fest der Liebe. Es sind die Tage, an denen man am liebsten all jene sieht, die man gerne hat und vielleicht unter dem Jahr zu selten trifft. Aber heuer kommt es anders: Genau dieser Aspekt fällt zu einem großen Teil weg. Denn die aktuellen Coronazahlen machen Beschränkungen auch an den Feiertagen unumgänglich.

Doch kann Weihnachten überhaupt Weihnachten sein, wenn wir nicht im großen Kreis zusammenkommen, uns umarmen und Weihnachtslieder singen? „Ja, das geht“, sind sich Erlebnispsychologin Cornelia Böhm und Psychologin Natalia Ölsböck einig. Denn dass heuer einige Rituale wegfallen, kann auch sein Gutes haben: „Für viele ist Weihnachten mit Stress verbunden. Es sind unzählige Vorbereitungen zu machen, manchmal gibt es Streit unter den Verwandten und man hetzt von einer Feier zur nächsten“, so Ölsböck.

Dass Weihnachten heuer entspannter werden könnte, legt auch eine kürzlich durchgeführte Umfrage nahe. Dabei gaben rund 40 Prozent der befragten Österreicher an, dass sie in diesem Jahr mit weniger Weihnachtsstress rechnen.

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Schwierig scheint für einige Menschen die Entscheidung zu sein, mit wem man heuer feiert und wen man an den Feiertagen nicht sehen kann. „Hier ist es wichtig, immer ehrlich Gespräche zu führen“, rät Böhm. Außerdem empfiehlt die Expertin, an den Feiertagen besonders tolerant und verständnisvoll zu sein: „Der Umgang mit der Pandemie ist bei jedem Menschen anders. Hier sollte man die Feiertage nicht damit verbringen, sich gegenseitig unterschiedliche Meinungen an den Kopf zu werfen.“

Wichtig sei es, an den Weihnachtstagen die Situation so zu gestalten, dass sich alle Familienmitglieder wohl und sicher fühlen. „Man sollte nicht verurteilen, wenn jemand vorsichtiger oder ängstlicher ist als man selbst, sondern diesen Sorgen mit Verständnis entgegenkommen.“

Aber können durch Vorsichtsmaßnahmen geliebte Traditionen und Rituale auch für die Zukunft verschwinden? „Traditionen verschwinden nicht einfach. Wir müssen nur in diesem Jahr unsere Rituale anpassen und so beispielsweise vorsichtig mit Umarmungen sein“, sagt Ölsböck.

Rituale aufbrechen

Ruhige Momente für Kinder schaffen

Für Kinder sollte man sich zu Heiligabend in Ruhe Zeit nehmen.
Für Kinder sollte man sich zu Heiligabend in Ruhe Zeit nehmen. © (c) Jacob Lund - stock.adobe.com

Weihnachten alleine feiern

Persönliches schenken

So gelingt der Videoanruf

In Erinnerungen schwelgen

Treffen mit alten Freunden können als Spaziergänge stattfinden.
Treffen mit alten Freunden können als Spaziergänge stattfinden. © (c) phpetrunina14 - stock.adobe.com

So sind Treffen möglich

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  • Dass wir in diesem Jahr auf das eine oder andere Ritual verzichten müssen, birgt laut Ölsböck auch Vorteile: „Dieses Jahr gibt uns die Möglichkeit, das Fest zu überdenken. Es kann sein, dass die eine oder andere Familientradition gar nicht mehr zur Familie passt.“ Manches kann man auch im nächsten Jahr beibehalten: „Wenn man heuer auf teure Geschenke verzichtet, kann man sich überlegen, große Anschaffungen ganz von Weihnachten zu entkoppeln.“


  • Muss man Kindern erklären, dass Weihnachten heuer anders ist? Intensive Gespräche braucht es laut den Expertinnen nicht: „Die Kinder wissen mittlerweile, dass zurzeit einiges ungewohnt ist.“ Vielmehr sollte man den Kindern einen schönen Abend im kleinen Kreis bescheren und sie nicht mit einer übermäßigen Zahl an Videoanrufen von Verwandten überfordern
  • Ist man zu Weihnachten ganz allein, fehlt vor allem Geborgenheit. „Diese bekommt man aber nicht nur durch andere Menschen, sondern auch durch Orte“, sagt Ölsböck. Sie rät daher, sich zu Hause eine Wohlfühlecke einzurichten. Und: „Wenn man zu Weihnachten allein ist, sollte man die Tage trotzdem durchplanen und sich zum Beispiel überlegen, was man kocht und wann man telefoniert.“

  • Bei Geschenken dürfte heuer Selbstgemachtes häufig vorkommen: „Menschen, die besonders resilient sind, haben begonnen, sich kreativ zu betätigen“, so Ölsböck. Die Ergebnisse dürften dieses Jahr in vielen Familien unter dem Baum landen.
  • Videotelefonie wird zu Weihnachten hoch im Kurs stehen: Damit man nicht nur vor der Kamera hängt, rät Böhm, sich fixe Termine auszumachen: „Am besten verabredet man sich für den Tag vor oder nach Weihnachten. So kann man den 24. Dezember wirklich mit denen genießen, die anwesend sind.“ Für die vereinbarte Verabredung zum Telefonieren sollte man sich dann auch wirklich Zeit nehmen: „Am besten verhält man sich so, wie man es auch macht, wenn jemand anwesend ist. Man sollte es sich einfach gemütlich machen.“

  • In Zeiten, in denen man geliebte Menschen nicht sehen kann, raten die Expertinnen, sich Zeit für Gespräche und schöne Erinnerungen an Personen zu nehmen. Dabei kann man durch alte Alben blättern und kleine Geschenke hervorholen. „Über diese Erinnerungen kann man sich dann auch am Telefon austauschen. Sich gemeinsam an schöne Zeiten zu erinnern, kann Beziehungen vertiefen“, so Ölsböck.
  • Wenn man auf den ein oder anderen Freund nicht verzichten möchte, rät Böhm zu gemeinsamen Spaziergängen: „Winterspaziergänge haben so viel Positives: Man ist an der frischen Luft, man hat Bewegung und man braucht – bei genügend Abstand – die Maske nicht zu tragen. Man sieht die Mimik und nimmt sich gegenseitig wirklich wahr.“