Was sagen Sie jenen, die die Tipps aus Mondkalendern in den Bereich der Esoterik verweisen?

Da müssen wir zuerst den Begriff „Esoterik“ abklären. Das Wort kommt vom griechischen „esoterikos“, also „innerlich“ und meint in seiner ursprünglichen Bedeutung einen „inneren Kreis“, dem ein bestimmtes Wissen zugänglich ist. Also ein „Geheimwissen“, im Gegensatz zur „Exoterik“, Wissen, das allgemein zugänglich ist. Das Wissen um die Mondeinflüsse war nie ein „Geheimwissen“. Man war immer um die Verbreitung bemüht. Schon die ersten Verfasser von Mondkalendern, die sumerische Priesterschaft, haben ihre Erkenntnisse publiziert – auf einer Steintafel, die jeder ansehen konnte. Sonst hätten sie auch den Zweck ihrer Forschung nicht erreicht: eine bessere Weizenernte. Bis in die jüngste Vergangenheit waren die wichtigsten Träger des Mondwissens Bauern und Bauernkalender. Von Esoterik kann da nicht die Rede sein!
Inwieweit gibt es bei der Berechnung der Mondeinflüsse eine Überschneidung mit der Astrologie?

Da gibt es keine Überschneidung. Die Daten der Mondeinflüsse sind für den Alltagsgebrauch berechnet, für Gesundheit, Kosmetik, Haushaltsarbeit, Garten und Pflanzen. Die Astrologie ist in Methode und Zweck ganz anders ausgerichtet. Bei der Astrologie geht es um das Erkennen der persönlichen Disposition und der Potentiale.

Verraten Sie uns, warum der Neumond-Tag der ideale Entschlackungstag und der Vollmond-Tag ein Fasttag sein soll?

Der Umlauf des Mondes um die Erde bewirkt einen Zyklus. Er gibt einen gewissen Takt an, einen Rhythmus der Natur. Diesen Rhythmus merken wir auch bei unserer Ernährung. Auch bei gleichbleibenden Ernährungsgewohnheiten haben wir bei zunehmendem Mond viel häufiger ein Völlegefühl und nehmen auch rascher zu als bei abnehmendem Mond. Im zunehmenden Mond ist der Körper auf Speichern ausgerichtet. Am schlimmsten ist der Vollmondtag, da ist der Energiespeicher wie ein Schwamm. Wenig von der zugeführten Energie wird direkt verwertet, der Großteil wird gespeichert. Deshalb ist es sinnvoll, den Vollmondtag als Fasttag zu nutzen. Ganz anders im abnehmenden Mond. Da gibt der Körper ab, was er loswerden will. Es ist also die Phase der Entschlackung mit dem Höhepunkt am Neumond-Tag. Wer diesen als Entschlackungstag – etwa mit Brennnesseltee – nutzt, kann vieles gut machen.

Als Beweis für den Einfluss des Mondes wird gerne auf die Gezeiten, auf Ebbe und Flut verwiesen. Wissenschaftler behaupten aber, dass sich dieser Einfluss keineswegs auf den Menschen übertragen lässt.

Was mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht bewiesen werden kann, darf es offensichtlich nicht geben. Dass es auch anders geht, hat die ETH Zürich gezeigt mit einer fachübergreifenden Studie über das Mondholz. Die Mondstellung – nicht nur die Mondphasen – beeinflusst nicht bloß den Wassergehalt im lebenden Baum und im geernteten Holz, sondern sogar die Struktur der Zellen.

Mehr zum Thema

Bäume sind aber keine Menschen.

Nein, aber zweifelsfrei ist der Einfluss auf Bäume belegt. Skeptiker müssen sich somit die Frage gefallen lassen: Warum sollen Bäume als einzige Lebewesen dem Einfluss des Mondes ausgesetzt sein?