Wie lange hält die Immunität gegen Covid-19, nachdem man eine Infektion durchgemacht hat? Diese Frage treibt Forscher auf der ganzen Welt um, nun liefert ein Fall aus Hong Kong neuen Zündstoff für diese Debatte.

Forscher aus Hong Kong haben nun erstmals eindeutig eine Reinfektion mit dem Coronavirus in einem Patienten nachgewiesen - nur wenige Monate nach der ersten Erkrankung. Der anscheinend junge und gesunde Patient hatte eine zweite Infektion mit Covid-19, die 4,5 Monate nach der ersten Erkrankung diagnostiziert wurde", verlautbarten Forscher Universität Hong Kong.

Laut einem Bericht der New York Times hatte der Patient bei der ersten Erkrankung nur milde Symptome, nun in der zweiten Episode habe er gar keine Symptome gezeigt. Diagnostiziert wurde die Covid-19-Erkrankung nach einer Reise des Patienten nach Spanien - die Forscher entschlüsselten den Virustyp, den der Patient in sich trug und konnten zeigen, dass es sich tatsächlich um eine neue Infektion mit einem anderen Virusstamm handelte.

Dieses Video könnte Sie auch interessieren

Es waren ja schon früh Spekulationen um mögliche Reinfektionen aufgetaucht, damals konnten die Fälle aber dadurch erklärt werden, dass Patienten nach einer durchgemachten Erkrankung noch für längere Zeit Viruspartikel ausscheiden können. In diesem Fall wurde nachgewiesen, dass es sich um eine Infektion durch eine andere Virusvariante handelt - und zwar um eine, die vor allem in Europa zirkuliert und mit der sich der Betroffene auf seiner Reise angesteckt hatte.

Was bedeutet das nun? Laut Experten ist das nun kein Grund zur Panik, sondern es sei vielmehr erwartbar gewesen, dass von den Millionen Infizierten weltweit nicht alle eine robuste Immunität entwickeln. Tatsächlich ist aber noch unklar, wie lange eine Immunität nach einer durchgemachten Infektion anhält - immerhin kennt man das Virus erst seit Dezember 2019.

Wie lange schützen Antikörper?

Die Frage, wie lange die Immunität gegen Covid-19 anhält, beschäftigt Forscher auf der ganzen Welt. „Allein das Vorhandensein von Antikörpern ist keine Garantie für einen Schutz – es braucht eine bestimmte Qualität, sogenannte neutralisierende Antikörper“, erklärt Ursula Wiedermann-Schmidt, Professorin für Vakzinologie an der Med Uni Wien. Werden Antikörper gemessen, muss überprüft werden, ob sie auch neutralisierend wirken.

Die zweite Frage ist: Wie lange halten diese Antikörper? Die Antwort auf diese Frage kennt die Wissenschaft noch nicht: „Immer mehr Studien zeigen, dass die neutralisierenden Antikörper nach einer Infektion auch rasch wieder abfallen“, sagt Wiedermann-Schmidt. Jüngstes Beispiel: Bluttests der ersten Corona-Patienten in Deutschland, die Ende Jänner in München behandelt wurden, zeigten ein deutliches Absinken der Anzahl eben dieser neutralisierenden Antikörper im Blut.

Auch an der Med Uni Wien werde nun zumindest über ein halbes Jahr beobachtet, wie lange diese neutralisierenden Antikörper halten, um die Frage der Immunität zu beantworten. „Wir können leider kein grünes Licht geben und sagen: Jeder, der eine Infektion hatte, ist geschützt. Wir wissen einfach nicht, wie lange der Schutz anhält“, sagt Wiedermann-Schmidt. Wenn sich SARS-CoV-2 allerdings ähnlich verhält wie die humanen Coronaviren, mit denen wir schon lange leben und die harmlose Erkältungskrankheiten auslösen, dann muss man davon ausgehen, dass die Immunität eine kurzlebige ist: Nur ein paar Monate hält die Immunität gegen diese Coronaviren.

Offene Fragen

Mit der Frage der Immunität beschäftigt sich auch der Virologe Florian Krammer, ein gebürtiger Steirer, der in New York forscht. Gegenüber der Kleinen Zeitung sagte er in einem früheren Interview, dass Menschen prinzipiell neutralisierende Antikörper gegen das neuartige Coronavirus entwickeln und dass das eine gute Nachricht sei:

„Wir wissen von anderen Viren, dass neutralisierende Antikörper vor einer neuerlichen Ansteckung schützen, wir haben auch im Tiermodell gesehen, dass diese Antikörper vor einer neuerlichen Infektion schützen – wir nehmen also an, dass das auch bei Menschen nach einer SARS-CoV-2-Infektion der Fall ist“, sagt Krammer.

Dafür spreche auch die Beobachtung, dass es an Krammers Krankenhaus in New York keinen einzigen Patienten gegeben habe, der sich nach einer Covid-Erkrankung neuerlich angesteckt hat. „Trotzdem müssen wir jetzt in Studien nachweisen, dass Antikörper schützen – und wie viele man davon braucht.“ Das sei nicht nur für die Pandemie-Maßnahmen wichtig, sondern auch für die Suche nach einem Impfstoff: Es muss untersucht werden, wie lange der Impfschutz anhält.