Ihr Surren raubt jedem Sommerabend die Entspannung. Denn sobald die erste Gelse da ist, ist Schluss mit gemütlich. Aber Gelsen sind längst nicht mehr einfach nur lästige Plagegeister. Sie sind auch Überträger vieler Krankheiten – einige davon können sogar lebensbedrohlich sein.
Eine Frage, die derzeit viele beschäftigt: Können Gelsen auch das Coronavirus übertragen?
Die Weltgesundheitsorganisation WHO gibt Entwarnung: „Das Coronavirus kann nicht über Mückenstiche übertragen werden. Das neuartige Virus geht auf die Atemwege. Es verbreitet sich hauptsächlich durch Tröpfchen, wenn die betroffene Person hustet, niest, oder durch Speicheltröpfchen und Nasensekret.“
Auch wenn vermutlich keine Gefahr einer Covid-Infektion durch Mückenstiche gegeben ist, ist die Bedrohung, die von den kleinen Tieren ausgeht, nicht zu unterschätzen. Seit rund zehn Jahren nisten sich in Europa auch vermehrt Mücken aus asiatischen bzw. tropischen Regionen ein: In Osttirol wurde heuer erstmals die Koreanische Buschmücke nachgewiesen. Die Japanische Buschmücke hat sich schon vor ein paar Jahren in Österreich angesiedelt.
Als besonders gefährlich gilt die Tigermücke. Auch wenn diese in Österreich aktuell nur vereinzelt vorkommt, gilt es, ihr Ansiedeln mit allen Mitteln zu verhindern, wie Franz Allerberger, Infektionsspezialist der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) sagt: „In Frankreich, Italien, der Schweiz und Teilen Deutschlands ist die Tigermücke bereits ein großes Problem.“
Dieses Insekt kann unter anderem das Zikavirus übertragen. Eine Ansteckung ist vor allem in der Schwangerschaft gefährlich: Sie kann zu Fehlbildungen des Kopfes beim Nachwuchs führen. Häufiger überträgt die Tigermücke allerdings das Denguefieber. Meist treten dabei fünf Tage nach der Infektion heftige Kopfschmerzen und Fieber auf. Kommt es zu einem schweren Verlauf der Erkrankung, kann diese auch tödlich enden.
Blinde Passagiere
Doch wie kommen die Exoten ins Land? Hier spiele vor allem der weltweite Handel eine große Rolle. „Die Mücke allein ist nie das Problem – zu ihrer Verbreitung braucht es auch den Menschen“, sagt Allerberger. So konnte festgestellt werden, dass Mücken aus tropischen Regionen oft als blinde Passagiere bei großen Frachtladungen mitreisen. Auch Lastwägen mit Planen seien ein Problem, da die Mücken bei einem Zwischenstopp an einer Raststätte leicht unter der Plane herausschlüpfen können.
Ob auch der Klimawandel das Ansiedeln dieser Mücken begünstigt, ist noch nicht geklärt: „Hier können wir bislang nur vermuten, dass es so ist. Die globale Erwärmung sollte diesen exotischen Arten nämlich eine Ansiedelung erleichtern“, sagt Allerberger. Problematisch sind exotische Stechmücken auch deshalb, weil sie nicht nur nachts zur Plagewerden: Sie sind tagaktiv. „Bei besonders großem Aufkommen tagesaktiver Stechmücken kann die Folge sein, dass beispielsweise Kinder im Kindergarten nicht mehr zum Spielen nach draußen gehen können“, sagt Allerberger.
West-Nil-Virus
Exotische Krankheiten werden aber auch von heimischen Gelsenarten übertragen. So verbreitet die gemeine Hausgelse inzwischen auch das West-Nil-Virus. „Bei den meisten Menschen verläuft die Erkrankung asymptomatisch. Bei zwanzig Prozent kommt es aber zu Beschwerden wie Fieber und Hautausschlägen. In seltenen Fällen kann dieses Virus sogar zu einer Gehirnentzündung führen, die tödlich enden kann“, sagt Allerberger.
Es surrt so nah
Um die rasante Vermehrung der Hausgelsen, aber auch das Ansiedeln von exotischen Mücken einzudämmen, rät die Ages, einen Blick in den eigenen Garten zu werfen. Entgegen der weitverbreiteten Vermutung, die Plagegeister kämen vom nahe gelegenen Fluss oder Badeteich, sind Hausgelsen oft hausgemacht: Die Gelsen, die abends durchs Schlafzimmer schwirren, stammen vermutlich aus dem eigenen Garten. „Die Hausgelse hat einen Radius von 150 Metern. Weiter fliegt sie nicht“, sagt Allerberger.
Offene Regentonnen, Autoreifen, verstopfte Regenrinnen oder Blumenuntersetzer, in denen das Wasser steht: Diese Orte bieten perfekte Brutstätten für Gelsen. Tauchen trotzdem Gelsen auf, folgt oft der Griff zu chemischen Hilfsmitteln. Katja Batakovic, fachliche Leiterin von „Natur im Garten“ weist darauf hin, dass auch natürliche Mittel helfen können. Zitronenmelisse, Rosmarin, Lavendel sowie Tomatenpflanzen können Gelsen fernhalten. Auch das Tragen von dunkler Kleidung sowie das Benutzen von Ventilatoren wird empfohlen. „Hingegen helfen Hausmittel wie Duftkerzen oder Kupfermünzen kaum“, sagt Batakovic.
Wurde man dann doch gestochen, kann ein Minzblatt – direkt auf den Stich gerieben – für Linderung sorgen. Auch Wärmegeräte aus der Apotheke zeigen gute Wirkung. Weist man nach einem Mückenstich Symptome wie Fieber auf, sollte man aber einen Arzt kontaktieren.