Dinge, die einem auf den Magen schlagen, gibt es derzeit zur Genüge. Ärger, Traurigkeit, Stress – all das steht in direktem Zusammenhang mit der Ernährung. „Wir reagieren auf unsere Emotionen. Die Psyche ist belastet und der Körper antwortet“, bringt es Ernährungsexpertin Claudia Petru auf den Punkt.

Durch die Ausgangssperre waren viele gezwungen, allein oder zu zweit zu essen, isoliert von sozialen Kontakten. Von einem geschäftigen Leben auf ein entspanntes gebremst, „der Faktor Zeit – früher purer Luxus – wurde Lebensrealität“, sagt Petru.

Noch nie wurde so viel gekocht. Wir beschäftigen uns verstärkt mit dem Essen.“ Bei den Hamsterkäufen fängt es an. „Das hat uns die Evolution mitgegeben. Wenn die Krise droht, fängt der Mensch an, zu bevorraten.“ Leider führe das auch zu Vorrat in Form von Hüftspeck.

Wie man die gehamsterten Kilos loswird und wie man sich wieder der Essnormalität nähert, erklärt Claudia Petru so:

Claudia Petru ist Diätologin und Vorsitzende der Frauen- und Brustkrebshilfe Österreichs
Claudia Petru ist Diätologin und Vorsitzende der Frauen- und Brustkrebshilfe Österreichs © (c) Juergen Fuchs (FUCHS Juergen)

1. Nachhaltig

Wenn man erkennt, dass die Hose knapp sitzt, ist der erste Schritt getan – das Problem ist erkannt. Jetzt braucht es einen Plan, um die überschüssigen Kilos nachhaltig wieder loszuwerden: „Eine geeignete Methode ist 16:8.“ Acht Stunden, in denen man zwei Mahlzeiten isst – etwa am Morgen und am frühen Nachmittag, in den restlichen 16 nichts. „Es muss nicht dreimal am Tag gegessen werden, das ist eine Ausprägung der Wohlstandsgesellschaft“, betont Petru.

2. Esspausen

Wer die 16:8-Methode ausprobiert, sollte wissen, „dass der neue Essrhythmus in den ersten drei Tage verwirrend sein kann. Vielleicht empfinde ich mich selbst als arm, weil ich Hunger verspüre.“

Statt zum Kühlschrank zu gehen, empfiehlt sie, ein Glas Wasser oder eine Tasse Kaffee zu trinken, auch ins Freie zu gehen, eine Runde im Garten oder um den Häuserblock zu drehen, kann ablenken. Außerdem an den Kühlschrank oder die Naschlade einen Zettel mit den Worten „Du kannst morgen wieder Süßes essen“ heften.

3. Einkauf

„Obst und Gemüse/Salat ist die Basis für die Homeofficezeit des Anderslebens“, erklärt die Diätologin. Es folgen eiweißreiche Lebensmittel, Fisch, Fleisch, Eier, Milchprodukte, „damit hat man noch keine Kalorienfehler gemacht“.

Dann kommen Kohlenhydrate zur Sättigung und gesunde Fette, keine Fertigprodukte. Mit dieser Staffelung in Kombination mit vollwertiger Ernährung „stärkt man das immunologische System, tankt wertvolle Inhaltsstoffe – etwa Vitamine A, C, E, D, Folsäure, B-Vitamine, auch Eisen oder Zink.“

4. Bewusst

Essen ist etwas Soziales, in Gesellschaft, wenn geplaudert wird, isst man automatisch langsamer. Auch alleine zu Hause sollte man es „als Genuss erleben“, sagt Petru. Sonst neige man dazu, zu schnell zu essen. „Der Magen meldet erst zeitverzögert ans Gehirn, dass er gefüllt ist. Da liegt eine Zeitspanne von fünf bis zehn Minuten dazwischen.“

Langsam essen könne man üben, indem man bewusst dem Geschmack nachspürt. Die Schärfe des Ingwers, die Süße der Paradeiser, wie fühlt sich das Stück vom Steak am Gaumen an?

5. Fallen

Werbung kann verlockend sein, vor allem, wenn man abends vor dem Fernseher Essen/Snacks appetitlich serviert bekommt. Gleich den Sender wechseln, empfiehlt die Diätologin, denn gerade in den ersten Tagen lässt man sich leicht verführen.

Außerdem sollte man sich Essenszonen einrichten – Couch und Arbeitsplatz gehören nicht dazu.

Verbieten sollte man sich aber nichts. „Ein Verbot weckt das innere Kind in uns. Es findet es dann besonders spannend, zu essen, wenn es nicht darf.“

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