Ich bin als das mittlere Kind – mein Bruder ist sieben Jahre älter und meine Schwester ist sechs Jahre jünger als ich – auf einem Vierkanthof in Strengberg aufgewachsen. Unser Bauernhof liegt etwas einsam. Das hatte in der Kindheit viele Vorteile und auch ein paar Nachteile. Die Vorteile waren, dass man viel Platz gehabt hat und dass man sich viel draußen aufgehalten hat.
Ich habe mein erstes Moped schon bekommen, da war ich keine sieben Jahre alt. Ich habe zu Hause damit herumfahren dürfen, da haben die anderen erst einmal mit dem Radfahren begonnen. Aber mit dem Fahrrad in den Ort zur Schule zu fahren – das war der nicht so lustige Part. Als ich Kind war, hatten wir auf dem Hof Stiere und Mastschweine, dazu hatten wir natürlich alle möglichen Haustiere. Ich war immer von Tieren umgeben.
Der Bauernbub.
Das mittlere Kind.
Sieben und sechs Jahre, das ist ein großer Unterschied, da liegt ja fast eine Generation dazwischen. Ich wollte halt immer bei meinem Bruder und seinen Freunden dabei sein. Das durfte ich ab und zu und dann wieder nicht. Ich habe mir aber immer gut zu helfen gewusst. Ich habe meine körperliche Unterlegenheit mit irgendwelchen frechen Sachen wettgemacht. Wie zum Beispiel das Display des Autoradios von meinem Bruder zu verstecken, sodass er beim Autofahren nicht Radio hören kann.
Dadurch, dass wir altersmäßig so weit auseinander waren, haben wir nicht so viel gemeinsam gemacht. Für den großen Bruder waren die Mädels schon interessant, als ich zum Computerspielen begonnen habe. Das Verhältnis war o. k., aber kein Naheverhältnis. Und die kleine Schwester hat sowieso Narrenfreiheit genossen. Sie konnte machen, was sie wollte.
Der Hof und die Erwartungen.
Mein Papa hatte den Hof. Zuerst haben meine Eltern gehofft, dass mein älterer Bruder Landwirt werden will. Aber auch er war nicht sehr angetan. Dann war ich also derjenige, der die landwirtschaftliche Schule besucht hat. Wahrscheinlich haben meine Eltern gehofft, dass mich Wieselburg bekehrt. Und noch einmal, ich finde nichts Schlechtes daran, Bauer zu sein. Es ist einfach nur nicht das gewesen, was mir Spaß gemacht hat. Man muss eine Passion für das haben, was man macht. Ich habe echt dagegen gearbeitet, weil ich wusste, dass ich dort bei dieser Arbeit nicht glücklich werde. Ich habe den Bauernhof vor ein paar Jahren trotzdem übernommen, aber ich betreibe ihn nicht aktiv. Ich bin aber sehr gerne im Sommer immer wieder zu Hause. Es gibt keine aktive Landwirtschaft mehr. Ich habe den Acker verpachtet, meine Eltern wohnen auf dem Hof und kümmern sich darum. Meine Eltern sind Gott sei Dank fit und fühlen sich wohl.
Geht nicht, gibt’s nicht.
Man lernt in der Landwirtschaft sehr viel. Das Motto war: Geht nicht, gibts nicht. Auch in der Schule, es war keine Option, dass etwas nicht funktioniert. Und das war nicht unwichtig. Ich habe viel arbeiten müssen, weil ich in der Schule nicht so gesegnet war wie andere, die nicht lernen mussten. Ich hatte immer schon Wille und Ehrgeiz, das sind Eigenschaften, die mich geprägt haben. Das sind auch Eigenschaften, die ich weitergebe. In dem Sinne, dass man nicht überall der Beste sein muss. Auch wenn sich jemand anderer leichter tut, ist das keine Garantie für Erfolg.
Am Bauernhof kann man zum Beispiel, wenn das Wetter schlecht ist, zwar nicht mit dem Mähdrescher fahren, es bedeutet aber auch nicht, dass man zu Hause auf der Couch liegen kann. Ich denke, Flexibilität und das schnelle Reagieren auf gewisse Dinge habe ich am Bauernhof gelernt. Und dann wird es halt einmal Mitternacht bei der Arbeit, weil sich nicht alles ausgeht. Da gibt es auch kein Jammern oder einen Blick auf die Uhr. Das war schon eine wichtige Lehre in meinem Leben, dass man einfach lernen muss, mit dem, was man hat, umzugehen.
Das Start-up.
Am Anfang wussten meine Eltern gar nicht, was ich genau mache. Aber da hat der Großteil der Menschen noch nicht verstanden, was wir tun. 2009 gab es noch keine Smartphones oder einen App-Store. Wir waren also allgemein noch nicht ganz dort, wo wir heute sind. Meine Eltern haben dann aber auch angefangen, die Produkte zu nutzen. Sie sind sehr stolz auf mich.
Der Lebenstraum.
Als 17-Jähriger wollte ich mir immer einen 911er Porsche kaufen. Das habe ich mir auf einen Zettel geschrieben und gesagt: Bis 35 kann ich mir den leisten und ich werde so hart arbeiten, dass sich das ausgeht. Dann hätte ich das mit 30 schon machen können, als wir erste Teile an Axel Springer verkauft haben. Ich habe mir dann aber noch ein, zwei Jahre gegeben, wo ich mir Ziele aufgeschrieben habe. Ich bin damit auch offen umgegangen. Es ist ja nichts Schlimmes, ich habe mir jeden Euro hart verdient. Und ich weiß zehn Euro auch noch immer zu schätzen, ich habe lange genug auf der Baustelle gearbeitet oder Praktika gemacht.
Der Sport.
Ich denke, dass es eine Korrelation zwischen Sport und Erfolg gibt. Es ist wie überall, als Unternehmer muss man mehr tun als andere. Man muss durchhalten und Dinge lösen. Und auch im Sport ist es so, dass man Input geben muss, bevor es Output gibt. Ich bin auch besser in der Verhandlung, wenn ich Sport gemacht habe. Vor jeder wichtigen Verhandlung war ich schon laufen. Wenn man viel Sport macht, hat man auch mehr Durchhaltevermögen. Ich kann irrsinnig gut mit mir selbst brainstormen, wenn ich laufen gehe.
Leben mit Corona.
Ich arbeite momentan im Homeoffice, bleibe aber meinen Routinen treu und stehe um 6.45 Uhr auf und bin dann ab 7.15 Uhr erreichbar. Neu ist jetzt, dass ich täglich gegen Mittag meine Runde laufe. Ja, und um die Familie macht man sich irgendwie immer etwas mehr Sorgen. Vor allem um meine Eltern und auch den Opa, da sie doch der Risikogruppe angehören. Wir telefonieren aber täglich und das hilft und hält uns zusammen. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir hier alle den Aufforderungen Folge leisten und somit uns und der Gesellschaft helfen.